Ein Joint auf Formentera

Ich bin in diesen Dingen vollkommen unerfahren, hatte selten mit der Sache zu tun (genau dreimal), nicht wegen Prinzipien, es hat sich halt nicht ergeben.

1973 Formentera, Insel der Hippies, Fonda Pepe in San Fernando etc. Ich war da eine Saison lang Reiseleiter, für Touristen, nicht für Hippies. Im Sommer hatte ich eine nette junge Holländerin als Gast, wir freundeten uns an, sehr willkommen, mit ihr konnte ich mein etwas eingerostetes Holländisch wieder auffrischen. Sie kam zwei Wochen später wieder, jetzt im Flower Power Outfit, brachte den kleinen 2-jährigen Sohn und ihre Schwester mit, sie mieteten sich ein Ferienhaus. Ich habe nicht mitgekriegt, dass sie ständig Joints rauchten, sie aber, dass die Zigaretten, die ich mir drehte, kein Hasch enthielten. Am Abend auf der Terrasse boten sie mir einen Joint an. Ich rauchte den, lecker aber nix, ich rauchte einen zweiten, immer noch keine Wirkung. Dann drehte ich mir meine Zigaretten wieder selbst, ohne Haschisch, und in aller Freundschaft mit den beiden.

1975 Borneo/Malaysia. Ich inzwischen befördert zum Cruise Director auf einem kleinen Kreuzfahrtschiff in Südostasien. In Kota Kinabalu trafen wir auf einen netten jungen Australier, der dringend nach Singapur wollte. Fährpassagen von/bis waren zwar bei uns nicht vorgesehen, aber wir nahmen ihn mit, luden ihn ein, weil er so nett war. Am nächsten Tag sagte mir eine erfahrene Kollegin, pass auf, der schmuggelt Marihuana und versucht, den Stoff an Kolleg*innen und Gäste zu verkaufen. Ich naiv in diesen Dingen hätte das nie gemerkt. Gut, wir waren alle Freunde der Freuden des Lebens, aber sowas geht nicht an Bord eines russischen Kreuzfahrtschiffes mit alten deutschen Passagieren. Ich schickte den netten Australier im nächsten Hafen Kuching von Bord, jetzt sofort, für ihn vollkommen überraschend. Nicht ohne seine wütende Drohung „If I ever see you again, I’ll kill you“, gut, wir haben uns nie wieder getroffen.

Zeitsprung nach 2016: Mein französischer Cousin Marcel bei Familientreffen in Düsseldorf zu Besuch. Er war auf Europa-Tour, kam jetzt gerade aus Holland. Da wir die einzigen Raucher waren, gingen wir auf die Terrasse, er drehte sich seine Zigaretten selbst, ich Filterzigaretten aus der Schachtel. Er bot mir eine selbstgedrehte an, oh, die schmeckt aber gut! Beim nächsten Ausflug auf die Terrasse bitte ich ihn, mir wieder eine zu drehen, und biete ihm eine von meinen Filterzigaretten an: non, merci, ich rauche lieber meine, das ist guter Stoff, gerade in Holland gekauft. Als ich ihm sage, dass ich das nicht gemerkt habe, lacht er sich halbtot, na ja, ich bin halt naiv, zumindest was Kiffen angeht. Habe dann noch eine von seinen geraucht.

Das war’s. Also süchtig werde ich sicher nicht mehr, aber wenn mir wieder mal jemand einen Joint anbietet, werde ich sicher nicht nein sagen.