Mein Feld hat vier Ecken, neun weiße Linien, die einen guten von einem schlechten Tag trennen.
Die rote Asche besteht aus ausgebrannten Köpfen, niedergerungenen Träumen und einer schier unbändigen Menge an Angst.
Egal ob Philippe-Chatrier, BMW Open oder Bolzplatz an der alten Grundschule, alle kämpfen mit den gleichen Scherben.
Schläge, die schon 1.000-fach erfolgreich waren, landen im nächsten Moment im Zaun.
Jede Taktik wird über Bord geworfen, ich ertrinke im Halbfeld.
Nicht nur die gelben Filzkugeln zappelt im Netz, ich bin gefangen im Slice.
Bis zu den Knien stecke ich im Sand, es gibt kein vor oder zurück.
Der Kopf hat sich festgefahren. Er bestimmt, wo es lang es geht. Ich kann nur zuschauen, die Verzweiflung spüren, mich dem Spin hingeben.
Cool bleiben, abkühlen, runterkommen, manchmal hilft da nur ein Schrei aus tiefer Seele.
Die fassungslosen Blicke von außen brennen auf der Haut.
Jede kennt es, jeder weiß es. Dieses Spiel raubt einem den Verstand, verständnisvoll mit mir selbst, vergiss es.
Die Liebe hält dennoch über Jahrzehnte, wir wuchsen zusammen und wuchsenzusammen.
Die schwierigsten Phasen werden nur gemeinsam gemeistert, die Instabilität gibt mir Halt. Das Unvorhersehbare ist berechenbar und gelegentlich auch Berechnung.
Das Perfide bleibt, der Gegnerin geht es wie mir. Wird ihr Inneres lauter, wird deines leiser. Plötzlich kann dein Außen wieder groß werden.
Die Bälle fliegen nun über das Netz, statt bis zum Parkplatz. Die Ecken machen keine Angst mehr, sie ziehen die Schläge an. Wenn es weiß wird, dann reiße ich die Arme hoch. Beim zweiten Dotzen im gegnerischen Feld, gibt es die Faust.
Und beim letzten Schlag, stehe ich bereits in den Startlöchern für den nächsten Kampf, den führe ich allein mit mir.
© Lisa Körner-Mißkampf 2022-07-27