von Thomas Paar
Für eine sehr lange Zeit, begegneten wir uns täglich. Manchmal von Angesicht zu Angesicht. Meistens blieb es aber nur bei flüchtigen Blickkontakten. Nach einigen Monaten erlangten wir irgendwie dennoch das Gefühl, einander zu kennen. Je öfters sich unsere Blicke trafen, umso mehr keimte in mir die Begierde auf, dieses Verhältnis zu intensivieren.
Ich wollte unsere Beziehung auf ein anderes bzw. neues Level bringen. Wie ich dies anstellen sollte, wusste ich nicht. Nach wochenlangem Grübeln dachte ich mir, dass das Leben doch zu kurz für solch eine Zeitverschwendung sei. Entweder es klappt und würde funken, oder eben nicht. Was hatte ich schon zu verlieren? Rein gar nichts.
Mit dieser Einstellung beschloss ich, in die Offensive zu gehen und den berühmten ersten Schritt zu gehen. Ich streckte meine Hand aus, und meine Berührung wurde tatsächlich erwidert. Lange stellte ich mir diesen Moment vor, der tatsächlich ein leichtes Kribbeln in meiner Magengegend auslöste. Wie sollte es weitergehen? Sollte ich mir Zeit lassen, oder gleich alles in diesen Startschuss setzten? Sollte ich meinem ersten Instinkt blind vertrauen? Wäre es ratsam noch andere Leute um Rat zu bitten wie ich am besten Vorgehen könnte? Sollte ich mich verstellen, oder einfach ich selbst sein? Wieder einige Fragen, auf die ich keine Antwort wusste.
Ich glaube aber, dass es dafür aber gar keine korrekte Antwort gab. Deswegen ließ ich mich von meiner Intuition leiten. Ich schloss quasi meine Augen und wagte den berühmten Sprung ins kalte Wasser. Anfangs flogen noch die Schmetterlinge wie wild herum und ich war gesegnet mit der rosaroten Brille. Ach wie gerne krame ich noch heute diese Bilder aus meiner Erinnerung hervor.
Dieser Zustand verflog aber so schnell wie er wieder gekommen war. Es dauerte nicht lange, bis es sich fast zu einem Alptraum für mich entwickelte. Schuld daran war ich selbst, daher musste ich die Suppe jetzt auch auslöffeln. Rein nach dem Motto: >>Augen zu und durch<<, wusste ich was ich zu tun hatte. Mir war es mehr schlecht als recht, aber es zu lassen wäre irgendwie nicht meine Art gewesen.
Also las ich das von mir begonnene Buch >>Der alte Mann und das Meer<< fertig. Das Buch war eigentlich gut, die Aufteilung für mich persönlich aber eine Qual.
Kein Inhaltsverzeichnis, keine Einteilung, keine Kapitel. Ein Buch einfach so durch geschrieben. Ich befand mich in meiner Lesehölle.
Immerhin hatte das Buch Absätze, für mich leider nur ein kleiner Trost, aber besser als nichts.
© Thomas Paar 2023-04-20