Ein Lanz-Dirndl für die Prinzessin

Story

Ende der 70er Jahre war ich in Salzburg Chefsekretärin von Generalkonsul Dimitri Z. Pappas und habe in dieser Zeit so manches erlebt, was ich mir nie hätte träumen lassen. Bekommen habe ich den Job durch ein offenbar sehr gutes graphologisches Gutachten. Nach Lektüre desselben war der GK interessiert, obwohl er mich eigentlich nicht brauchte. Eine seiner Bedingungen für die Aufnahme in seinen inner circle war, dass ich mein eh bereits durch 4 Jahre München leicht verfremdetes Kärntnerisch ab sofort “unterlassen” musste.

Die ersten Wochen verbrachte ich damit, Titel und Anreden von Er- bis Durchlauchten und anderen Hoch- und Höchstheiten zu lernen. Und damit, die zahlreichen verschiedenen Briefsorten, von Business über Diplomatisches bis Königlich-Kaiserliches und extremely Privates zu sichten und richtig anzuwenden. Es war zeitweise auch reine Gefühlssache oder Tagesverfassung, meine und seine, wenn ich das jeweils richtige Papier erwischte.

Der GK war sehr emotional, ungeduldig und teilweise auch gefürchtet. Ich „konnte“ gut mit ihm. Er mochte meinen „Schmäh“, den ich auch im Büro nicht ganz unterdrücken konnte. Einmal war er sichtlich stolz. Es waren einige Herren von der Deutschen Bank eingeflogen worden mit der Pappas-Cessna. Sie saßen im GK-Büro und ich nahm ihre „Bestellung“ auf. Kaffee kochen war nicht meins. Der GK hat sich oft beschwert, dass ich ihn nicht so cremig hinbekam wie “die in der Galerie Welz”. Er fragte dort sogar nach der Kaffeesorte, es half nichts. Ich schaffte es nicht. Wir schoben es dann gemeinsam auf das Wasser in der Reichenhallerstraße. Dennoch musste ab und zu Kaffee auf den Tisch. Einer der Herren, ein Herr von Brauchitsch, fragte nach einem halben Tässchen, worauf ich sagte: Halbe Sachen gibt es bei uns nicht!

Prekär war immer der Vormittag. Da kam er mit Chauffeur aus Plainfeld, wo er während des Baus seiner Villa ein Haus gemietet hatte. Just in der Neutorstrasse überkam ihn jeweils große Lust, mir über das Autotelefon schon erste Aufträge zu erteilen. Im Tunnel funktionierte das nur bedingt. So war er dann schon fuchsteufelswild, wenn er ankam. Alle zogen ihre Köpfe ein und er entschwand schnaubend im Lift in den 3. Stock. Ich bekam von der Rezeption schon die 1. Sturmwarnung, bevor er auftauchte. Die erste halbe Stunde war immer hart. Trotzdem kamen wir gut miteinander aus. Bald ernannte mich einer der Direktoren zur „Chef-Dompteuse“.

Viel sah ich in diesen Jahren, Feste in Klessheim & anderswo. Malerfürsten mit goldenem Rolls Royce oder lebendiger Taube auf der Schulter. Einmal war die Schwester des marokkanischen Königs Hassan II. bei den Festspielen. Ich war auserkoren, mit ihr zu shoppen, so von Frau zu Frau. Unser Tages-Programm: Einkauf eines Lanz-Dirndls für die Prinzessin. Und, auf besonderen Wunsch Ihrer Königlichen Hoheit, ein Kuhteppich, den sie auf der Fahrt zum Schloß Fuschl an einem Stand neben der Straße gesehen hatte. Both missions bravourös accomplished!

© 2021-11-10

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