von Damir Strbac
Ich nehme meinen Tee, mein Schreibbuch und einen Bleistift mit auf die Terrasse und setze mich hin. Ich bin hinausgegangen, um meine nächste Geschichte zu schreiben. Ich möchte ein paar Worte schreiben und hoffe, dass sie zum Ausdruck bringen werden, wie ich mich fühle. Stattdessen sitze ich da, denke über das Leben nach und weiß gerade nicht, ob ich etwas fühle. Ich schaue in den Himmel und sehe die paar Sterne, die man sehen kann, solange es noch nicht dunkel ist, aber ich fühle nichts. Ich bin leer. Ich bin ein wenig traurig und erschöpft und ich habe gerade wenig Lust an irgendetwas zu denken. Ich fühle mich besser, wenn mein Kopf leer ist. So sitze ich hier, ausdruckslos und hoffe, dass ich noch irgendwie Leben in mich hinein bringe und mich wiederbeleben kann.
Ich glaube, dass alles aus einem Grund geschieht. Es muss so sein. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass es so ist. Das Leben ist viel zu kompliziert, um ein Zufall zu sein. Meines auch. Vielleicht brauche ich gerade diesen Moment der Leere, damit mein Geist und mein Körper sich erholen können und ich nicht immer aktiv sein muss. Ich muss mir vielleicht nur selbst Ruhe geben. Wenn es mir nicht gut geht, kommt etwas Besseres nach. Ich weiß nie wie lange es dauert, aber es passiert. Nicht immer bin ich mir dessen auch bewusst. Ich glaube, es ist in Ordnung, dass es so ist. Dieser Tag darf auch ohne große Emotionen und Gedanken zu Ende gehen. Die Sonne ist dabei, sich für den heutigen Tag zu verabschieden. In der Früh erweckt sie alles zu Leben und am Abend verschwindet sie wieder und wir hoffen, dass sie uns am nächsten Tag wieder Licht schenkt, damit wir weiter leben können. Der Sonnenuntergang hat etwas Endgültiges. Ich versuche, in dieser Endgültigkeit etwas Gutes zu finden, ich weiß nur noch nicht, was es ist.
Es wird dunkel draußen, alles wird ruhiger, ich beginne auch, selbst noch ruhiger zu werden. Ich schaue in mein Schreibbuch und sehe nichts, ein leeres Blatt Papier. Ich schreibe auch nichts hinein, ich lasse diesen Moment jetzt genauso leer sein, wie mein Kopf es ist. Es hat etwas Beruhigendes, an nichts zu denken und dass mir so gar nichts einfallen will. Vor einiger Zeit habe ich es mir antrainiert, zu meditieren und die Gedanken und Bilder aus meinem Kopf zu bringen. Nach einiger Zeit hat das auch sehr gut geklappt. Das ist aber nicht immer so leicht, denn wenn mich etwas beschäftigt, dann kann es schon sehr hartnäckig sein. Nur nicht heute, denn jetzt ist mein Kopf ganz von selbst leer und ich muss nichts dazu beitragen. Ich genieße es jetzt einfach, wer weiß wie viele dieser Momente ich in meinem Leben haben werde.
Morgen ist ein neuer Tag und ich werde mich wieder mit meinem Schreibbuch hinaussetzen, außer es regnet gerade. Dann lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf, ich spüre in mich hinein und bringe ein paar Zeilen aus mir heraus. Sollte ich wieder diesen Moment der Leere haben, werde ich ihn ebenso genießen wie jetzt. Alles geschieht aus einem Grund, ich brauche ihn möglicherweise ganz dringend.
© Damir Strbac 2024-09-15