Die Welt drehte sich unaufhörlich weiter, doch mein Inneres sehnte sich nach VerĂ€nderung. Das Leben, das ich fĂŒhrte, fĂŒhlte sich nicht richtig an – es war nicht das, was ich wirklich wollte. Als die D-Mark durch den Euro abgelöst wurde und sogar meine Eltern beschlossen, einen Sommerurlaub in Tunesien zu verbringen, öffneten sich fĂŒr mich die TĂŒren der Hoffnung. Der Flug und das Zeichen waren klar: Es war Zeit fĂŒr einen Neuanfang, weg von dem Ort, an dem ich krank geworden war. Ich wusste, ich musste gehen, und es war kein endgĂŒltiges Lebewohl, sondern eher ein vorĂŒbergehendes auf Wiedersehen. Ich war fest entschlossen, fĂŒr drei Monate nach Tunesien zu gehen, doch aus diesen drei Monaten wurden schlieĂlich 13 Jahre. Wie sagt man so schön? Genau, vom Regen in die Taufe! Wie es sich spĂ€ter herausstellen wird. Doch dieser Schritt sollte sich als eine der besten Entscheidungen meines Lebens herausstellen. Mein Aufenthalt in Tunesien sollte sich als eine Zeit der Transformation und des persönlichen Wachstums herausstellen. Ich lernte, mich selbst zu lieben und anzunehmen, und fand schlieĂlich den Mut, meinen eigenen Weg zu gehen. Es war eine Reise, die mich verĂ€nderte und mich zu dem Menschen machte, der ich heute bin. Der letzte Tag meines Daseins in meinem Zimmer in OsnabrĂŒck nĂ€herte sich unaufhaltsam. Die Angst, ob ich alles so schaffen wĂŒrde, wie ich es mir vorgestellt hatte, lag schwer in der Luft. Ich war 21 Jahre, und voller Hoffnung und glaube. Ich traf mich ein letztes Mal mit einem Kollegen und schlieĂlich mit Nicole und dem Rest der Freunde. Als ich schlieĂlich in Tunesien ankam, fĂŒhlte ich mich zunĂ€chst wie ein Fremder in einem neuen Land. Mein Arabisch war begrenzt, aber ich war entschlossen, mich einzuleben und die Kultur kennenzulernen. Herzlich wurde ich von meiner Familie empfangen, und langsam begann ich mich in meinem neuen Zuhause zurechtzufinden. Die ersten Tage/Wochen waren geprĂ€gt vom kalten Entzug, und von kulturellen Entdeckungen, neuen Leute und der Suche nach meiner eigenen IdentitĂ€t. Danach lernte ich die Sprache besser zu sprechen, erkundete die Vielfalt der tunesischen KĂŒche und fand meinen Weg durch die pulsierenden StraĂen der Stadt. Mit der Zeit begann ich, mich in meinem neuen Leben wohlzufĂŒhlen. Die wĂ€rmenden Strahlen der Sonne und die friedliche AtmosphĂ€re Tunesiens erwiesen sich als meine Rettung vor den DĂ€monen der Sucht. Hier, inmitten der lebendigen Farben und GerĂŒche des Landes, fand ich Trost und Heilung. Es war ein Ort, an dem die Versuchung der Drogen fernblieb und ich endlich die Möglichkeit hatte, mich selbst neu zu entdecken. Die Sonne ĂŒber den weiten SanddĂŒnen und das sanfte Rauschen des Meeres waren meine Begleiter auf dem Weg zur Genesung, und sie fĂŒllten mein Herz mit neuer Hoffnung und Lebensfreude. Mit der Zeit begann ich, mich in meinem neuen Leben wohlzufĂŒhlen. Ich fand Arbeit, knĂŒpfte tiefe Freundschaften und entdeckte meine Leidenschaft fĂŒr das Reisen und die Fotografie. Doch trotz all dieser positiven VerĂ€nderungen spĂŒrte ich immer noch eine Leere in mir, eine Sehnsucht nach etwas, das ich nicht benennen konnte.
© Hela Hanchi_GĂŒler 2024-03-07