von Marcel Töllner
Zurück in Lübeck begann eine schwierige Phase meines Lebens. Ich musste mir eine neue Wohnung suchen, denn das Zusammenleben mit Matthias war nach all dem, was passiert war, unerträglich geworden. Meine Gefühle für ihn waren zwar noch da, aber ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Es war wie ein ständiger innerer Kampf – zwischen Herz und Verstand, zwischen Sehnsucht und Vernunft.
Die Suche nach einer neuen Wohnung zog sich hin, und währenddessen tauchte ich in mein Arbeitsleben ein. Durch die neue Stelle lernte ich viele neue Menschen kennen. Sie wirkten offen, herzlich und unterstützend – als ob sie genau das waren, was ich in diesem Moment brauchte. An freien Tagen trafen wir uns regelmäßig, tranken, rauchten, und die Nächte endeten oft in ausgelassenen Partys.
Für zwei Jahre lebte ich in diesem Kreislauf. Es fühlte sich an, als hätte ich eine neue Familie gefunden, ein Netzwerk aus Freunden, die mich akzeptierten, wie ich war. Doch diese Illusion begann schnell zu bröckeln. Die Menschen, die ich beim Feiern kennenlernte, waren nicht das, was ich mir erhofft hatte. Sie waren hinterhältig, falsch und manipulierend.
Doch das Schlimmste war, dass ich selbst Teil dieses Systems wurde. Ich rutschte immer tiefer in ein Leben voller Abhängigkeiten und Illusionen. Alkohol und Drogen wurden ein ständiger Begleiter. Ich redete mir ein, dass das meine Flucht war – ein Weg, den Schmerz und die Einsamkeit zu betäuben. Aber die Wahrheit war: Ich war ein Junky geworden, und das machte mich nicht nur verletzlich, sondern auch fremd für mich selbst.
Es war eine Zeit voller Selbsttäuschung und innerer Zerrissenheit. Ich schämte mich für das, was ich tat, aber ich fühlte mich gefangen. Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, schien einfacher, als mich meinen eigentlichen Problemen zu stellen.
Die vermeintlichen „Freunde fürs Leben“ entpuppten sich schnell als das Gegenteil. Sie nutzten mich aus, hielten mich in diesem Kreislauf gefangen, und als ich ihnen nicht mehr das geben konnte, was sie wollten, wendeten sie sich ab. Es tat weh, doch es öffnete mir auch die Augen: Ich musste etwas ändern.
Dieser Abschnitt meines Lebens zeigte mir die Schattenseiten von Freundschaften, die auf Oberflächlichkeiten und gemeinsamen Exzessen basieren. Er machte mir klar, wie wichtig es ist, echte Verbindungen zu finden – Beziehungen, die auf Vertrauen, Respekt und Ehrlichkeit aufgebaut sind.
Es war ein steiniger Weg, und ich wusste, dass ich noch einen langen Kampf vor mir hatte. Doch diese Erkenntnis war der erste Schritt in Richtung Veränderung.
© Marcel Töllner 2024-11-15