von Sandra Hermes
Sogar die Liebe seiner Kinder. Meinen manche Papas ja tatsächlich. Der Ex-Mann meiner Freundin zum Beispiel. Erzählt sie mir letztens, dass der Ex doch tatsächlich mit einer neuen Apple iWatch für die Tochter daherkommt. Klar freut sich da die 14-Jährige drüber. Logisch. Aber Hallo? Sie hat nicht Geburtstag und an den Osterhasen glaubt sie nun wirklich nicht mehr.
Aber wegen den Alimenten jammern. Genau. Die sind zu hoch berechnet. So viel isst eine Pubertierende ja gar nicht, wegen der schlanken Linie. Und sie fährt eh immer mit dem Fahrrad. Außerdem sind Second Hand Klamotten grad der Renner. Hallo? Sag mal geht’s noch?
Beim Heimfahren habe ich überlegt, ob ich das Problem auch habe. Wir sind noch nicht lange getrennt und er hat neue Bettwäsche gekauft: PawPatrol für meinen Lieblingsbubi und Prinzessin Elsa für mein Lieblingsmädchen. Da kann ich mit meiner schicken Uni-Farbenen nicht mithalten. Aber so ein Spruch „Mama, ich kann nur in Prinzessin Elsa Bettwäsche einschlafen“ finde ich zwar doof, aber halte ich schon aus. Dazu hat er dann noch passende Pyjamas, ein Trampolin und einen Bagger für die Sandkiste gekauft. Einen richtig großen Bagger. Okay. Ist jetzt schon viel, aber alles Dinge, die man braucht. Zumindest fast. Zurück zur Frage: Nein. Ich glaube, ich habe das Problem mit dem Papa nicht.
Kinder kaufen geht eh nicht
Bei meinen Kindern ist zumindest so. Letztens beim Familiengeburtstag lagen noch Geschenke auf dem Tisch. Da klingelte es an der Tür: Tante Dani kam. Meine Kinder auf, wie vom Floh gezwickt. Juchzend rannten sie ihr entgegen. Dani zack – setzte sich auf den Boden und packte mit ihnen ihre mitgebrachten Geschenke aus. Dann gleich eine Runde gespielt. Und dann noch gemalt und aus dem neuen Buch vorgelesen. Eine wertvolle halbe Stunde. Die Geschenke auf dem Tisch immer noch nicht ausgepackt. Und an dem siehst du: Wenn du mit Kindern auf den Boden sitzt, gewinnst du und nicht das Geschenk.
Boden-Sitzer sind echte Helden
Kinder kaufen geht nicht. Und ich weiß, dass jeder manchmal an dieser Wahrheit zweifelt. Vor allem Alleinerziehende, die ständig scheinbar im Wettbewerb sind. Und darum habe ich jetzt eine kleine Geschichte:
Es waren einmal meine Schwiegereltern. Jetzt sind sie es nicht mehr. Wie die Hexe vor dem Lebkuchenhaus haben sie die Kinder gelockt: Mit Eis und Schokolade. Mit Pommes und Schnitzel. Mit Traktor und Dreck. Aber das geht nicht mehr. Wir wohnen nicht mehr auf dem gleichen Berg. Und weil sie es nicht besser wissen, haben sie ein Pony gekauft. Ja. Sie haben meiner Vierjährigen ein Pony gekauft. Zwar nur ein Kleines, aber ein echtes. Kein Scherz. Es lebt nun im Hühnerstall. Direkt neben dem Haus von Papa. Und Papa darf nun seine Papa-Zeit teilen: Mit Elsa. So heißt nämlich das Pferd.
Schmunzelst du? Hoffentlich. Denn schlimmer geht’s immer.
© Sandra Hermes 2022-12-21