von Lina Yang
In der Früh rührte Nico sein Essen kaum an. Es war der erste Schultag nach den Ferien. Wie immer würde er zu Fuß gehen. In seinem Gymnasium ging er neulich in die dritte Klasse.
In seinem Augenwinkel entdeckte er Ria. Sie ging nicht in die selbe Klasse wie er, doch auf die selbe Schule schon. Sie war, wie er, in der dritten Klasse Gymnasium. Das erste Fach auf seinem Stundenplan war Geografie. Neben ihm saß Fabio. Der sagte: „Hey Nico! Wo warst du gestern? Ich hab den ganzen Nachmittag auf deinen Besuch gewartet!“ „Tut mir leid!“, sagte Nico. Fabio hatte wie normalerweise blonde, kurzgeschorene Haare, ein grünes T-Shirt, trug eine rote Hose und hatte schwarze Turnschuhe an.
Schließlich endete nach sechs Stunden die Schule. „ Besuchst du mich heute nach den Hausaufgaben?“, rief Fabio ihm hinterher. „Aber klar doch!“, antwortete Nico. Nach diesen Worten rannte er zu sich nach Hause. Die Hausaufgaben waren ziemlich einfach. In Mathe zwei Nummern und in Biologie musste er einen kurzen Text schreiben.
Fabios Haus war ziemlich nah. Er wartete auf seiner Veranda. Es war ein gelbes Haus mit braunem Dach. „Komm mit!“, rief Fabio als er Nico entdeckte. „Ich komme ja!“, antwortete Nico. Die Koppel von Fabios Familie war nicht gerade klein. Sechs Pferde grasten dort: „Können wir reiten?“, fragte Nico. „Wieso nicht?“, antwortete Fabio. „Am besten reitest du die graue Stute ganz hinten. Sie heißt „Ricarda“, sagte Fabio. „Geht klar!“, antwortete Nico. „Ich reite Zucherro“, meinte Nicos Freund. „Das ist der braune Hengst etwas weiter vorn.“
Nach dem Satteln ging es auch schon los. Nico konnte zwar lange nicht so gut reiten wie Fabio, doch dafür, dass er es erst vor kurzem gelernt hatte, war er ziemlich gut.
Der Wind in den Haaren, die Sonne im Gesicht, der leichte Trab von Ricarda, das Gefühl unbesiegbar zu sein… dass alles verspürte Nico wenn er auf dem Pferd saß.
Schließlich waren sie am Strand angekommen. Die Sonne schien und Möwen krähten.
„Sollten wir nicht schon wieder zurück?“, fragte Fabio. Nico war enttäuscht. War die Zeit wirklich so schnell verstrichen? Doch er antwortete: „Klar doch.“
Auf dem Rückweg bemerkte Nico aus dem Augenwinkel Ria. Sie ritt auf Diabolo, ihrem nachtschwarzem Hengst. Ohne es zu bemerken, bewegte er Ricarda in Richtung Ria. «Wo willst du hin?», fragte Fabio, doch Nico hörte nicht auf ihn. Sein Körper war davon besessen, mit Ria zusammen zu sein. Erst als er merkte, dass Nico vom Weg abkam und Fabio ihn leicht in die richtige Richtung rammte.
Die Freunde hatten die Pferde abgestattelt und sie wieder in die Koppel gelassen.
Auf dem Rückweg konnte er nur an Ria denken. Wie sie auf ihrem Ross ritt und… NEIN! Er durfte nicht an sie denken. Schlimm genug, dass er ihr einfach hinterher geritten war.
Ich bin Nico, ich bin Nico, ich bin nicht… verliebt. Er seufzte. Er war verliebt. Verliebt in Ria. Aber er musste sich zusammenreißen.
Er war Nico und er würde sich nicht von Ria aus der Bahn werfen lassen. Er brauchte eine glorreiche Zukunft.
© Lina Yang 2021-11-11