Ich sitze hier und der Regen prasselt auf die Kacheln der Terrasse. Es ist Sonntag und es ist abgesehen vom Regen sehr ruhig. Es hat abgekühlt und riecht nach nassem Gras. Keine Stimmen, keine Laute der Tierwelt, nichts. Tage wie dieser sind immer gut um eine gewisse Zeit Revue passieren zu lassen.
Was haben wir alle erlebt in den letzten 1,5 Jahren? Eine Pandemie, wer hätte sich das ausmalen können. Es mussten viele Abstriche gemacht werden bei den persönlichen Kontakten, bei der psychischen Gesundheit, bei der Arbeit und in noch vielen anderen Bereichen. Ich könnte auch bei mir viele Dinge aufzählen, die schlimm waren, die mich haben zweifeln lassen, dass ich bis zu diesem Datum heute überhaupt komme, aber auch vieles positives ist passiert.
Allem voran habe ich meine Frau geheiratet, mein Soulmate. Und ich habe meinen Hund adoptiert, meinen Souldog. Dazu ein Hobby wieder entdeckt, Videospiele. Einen Blog für selbige auf Twitter gemacht und einen Podcast zu dem Thema. Vor Kurzem habe ich dann das Schreiben an sich wieder entdeckt und viel Freude daran.
Trotz allem gibt es auch Tage wie diesen, an denen die Stimmung entsprechend dem Wetter ist, eher diesig. Und das ist auch gut so, denn nur so kommt man auch mal zum Nachdenken. Ich denke heute an Freunde, die da sind und immer da sein werden, aber für meinen Geschmack leider zu weit weg wohnen. An das letzte Jahr, das sehr kräftezehrend war. An das Mitleiden von geliebten Menschen.
Werde ich zu melancholisch schaue ich vor mich, mein Hund schläft zufrieden. Ich gehe in meiner Vorstellung vom Sofa ins Schlafzimmer und sehe meine Frau wie sie zufrieden liest. Dann gucke ich in den Garten auf den frisch geschnittenen Rasen, wo der Schnitt von gestern vom Regen weggewaschen wird, genau wie meine Gedanken.
© Florian Schneider 2021-07-04