von Daniela Wolf
Während es in einigen Supermärkten in Österreich seit 2017 schon keine Plastiksäcke mehr gibt, wird der Plastiksackerlverbrauch der BrasilianerInnen auf circa zwei bis fünf Säcke pro Person und pro Tag geschätzt.
Man kann sich ausrechnen, wie viele unzählige Milliarden das in einem Jahr in ganz Brasilien sind. Ich bin zwar auch nicht das leuchtende Vorbild, wenn es um Nachhaltigkeit geht, aber ich arbeite daran.
Dem Plastiksackerlwahn habe ich mich schon lange entzogen, aber in Brasilien ist das alles andere als einfach.
Geht man in die Supermärkte einkaufen, erhält man unzählige Sackerl (kostenlos oder gegen einen Aufpreis, der überall variiert), die von eigenen EinpackerInnen (= “empacotadores”) befüllt werden.
Dabei wird völlig ignoriert, ein Sackerl vollständig zu befüllen. Oft wird sogar nur ein Sackerl mit lediglich einer Ware befüllt oder gleich zwei Sackerl zur besseren Haltbarkeit verwendet.
Widerstand zwecklos. Auch, wenn man erklärt, man könne die Sachen in der eigenen Tasche mitnehmen oder man braucht gar keinen Sack. Geschenkt werden einem dann komische Blicke oder Aussagen wie “das gehört so”, “das ist mein Job”.
Zudem schließe ich mich den Damen und Herren gerne beim Einpacken an. Einerseits, weil ich es aus Österreich gewohnt bin. Immerhin heißt es hier, ziemlich schnell der Kassa zu entfliehen, wenn man keine genervten Blicke von den anderen Wartenden kassieren will.
Andererseits komme ich mir komisch vor, mich dabei servicieren zu lassen. Außerdem finde ich es eine maßlose Verschwendung von Menschen(händen), sie lediglich für das Einpacken von Waren in Plastiksackerl einzustellen.
Mein Freund sieht das ein bisschen anders und meint nach jedem Einkauf, wenn ich ihn damit konfrontiere, dass die Leute sonst keinen Job hätten.
Außerdem versteht er nicht, warum ich meinen Einkauf bis zum Rand voll in ein Sackerl packe und mich dann mühevoll nach Hause abschleppe, wenn ich das Gewicht durch zwei doch besser verteilen könnte.
Das Abfallsystem für die Plastiksäcke besteht darin, sie zu Hause mit Müll zu befüllen. Meistens landen auch ein paar Säcke in den Abfallplastiksäcken, weil man so viele loswerden muss.
Entsorgt werden die (halb-)gefüllten Plastiksäcke dann einfach in eine der zahlreichen Plastiksackvorrichtungen in den Wohnblöcken.
Irgendwer räumt die Abfallberge dann weg.
© Daniela Wolf 2020-05-06