von Andreas Trimmel
Ein Schrei. Mitten in der Nacht. Laut. Kurz. Aber eindringlich. Klar und deutlich. „MAMA!!!!“
Gut, ich könnte jetzt auf „falscher Adressat“, plädieren – mich müde in die Waagrechte betten und mit dem Polster-Horchen beginnen.
Aber nein. Das passiert klarerweise nicht. Wenn der Nachwuchs in dieser Tonlage und in dieser Lautstärke ruft, dann drehst Du Dich nicht weg – dann eilst Du herbei. SOFORT.
Im Obergeschoss hör‘ ich dann schon die Geräusche aus dem Zimmer des Jüngsten. Ich öffne die Tür – und seh den Armen auf mich zuwanken. Offensichtlich hat er den Hilfeschrei gerade noch zwischen zwei heftigen antiperistaltischen Eruptionen auf die Reise schicken können. Hoffend, dass die Nachricht ihr Ziel findet. Das jedenfalls hat geklappt.
Was dann kam? Details spare ich mir, mute ich euch nicht zu. Nur ein paar Stichworte – für‘s Kopf-Kino.
Toilette – zitternder Kindskörper – überhängend – anhaltende oralseitige Eruptionen – teilweise verwüstetes Zimmer – begeisterte Aufräumarbeiten.
Als die Ausbrüche abbrachen und die gröbsten Spuren beseitigt waren, begann dann doch so etwas wie Nachtruhe. Wenn auch nur kurzwährend. Bis 2 Uhr. Dann erneut Alarm. Dann erneute Ausbrüche. Uffffff.
Damit nicht genug. L17 war am Abend davor beim Training. Basketball, what else.
Wenn Du sprunghaft dem Korb entgegensegelst, irgendwann von der Schwerkraft gepackt und wieder Richtung Boden gezogen wirst, dann allerdings erstaunt bemerken musst, dass der von Dir angesteuerte Landeplatz bereits von einem kontrahentären Fuß okkupiert ist und Du den Landeanflug nicht mehr verändern kannst – dann wird’s problematisch. Knöchel. Schmerzhaft. Über Nacht ist der Knöchel dann gefühlt auf Kürbisgröße angewachsen. Deshalb am folgenden Morgen ins KH gereist.
Diagnose? „Möglicherweise Knochenabsplitterung“. „Möglicherweise Bänderriss“. „Oder vielleicht nur ein BänderEINriss.“
Hmmmm. Für ein Ratespiel wäre kein Besuch im Krankenhaus notwendig gewesen, das hätt ich auch selbst hingekriegt. Gut, den Gips anzulegen … . Das wäre schwierig geworden. Aber wenn sich nicht mal mehr Ärzte festlegen wollen, … Das scheint wohl ein Zeichen der Zeit zu sein – lieber keine Entscheidung/Festlegung zu treffen als für eine falsche möglicherweise belangt zu werden.
Ich hab’ den Tag dann rebooted, ihn von Neuem beginnen lassen. Notwendig war‘s. Die darauffolgende Nacht? War erstaunlich ruhig. Aber vielleicht hab‘ ich‘s ja überhört.
© Andreas Trimmel 2020-05-27