von Oliver Hoffinger
Toast?
Echt Toast. Ja, damit hat’s begonnen.
Egon konnte es fast selbst nicht glauben, wenn er seine Vita las. Da stand pipapo und noch mehr, Sterneküche und Haubenpracht.
Aber Trockenfurz mit Lappen und Tomatenmarmelade als Beginn einer solchen Karriere?
Ja, nicht alles beginnt als schaumgebadete Schönheit. Toast war ein Bestandteil seiner Kindernahrung und da die Umstände seines Heranwachsen verlangten, sich dem Gatsch zu entledigen, der ihm bis auf wenige Ausnahmen (Essen bei Oma, Verwandte, Lokale) auf den täglichen Teller serviert wurde, musste er tätig werden. Also Brot Plus. War meist da und man konnte variieren.
Die erste Entdeckung war Butter… Mit Butter war alles besser. Da Egon in einer sehr gut bürgerlichen Familie aufwuchs, war die zu seiner Kindheit so übliche „Margarine“ kein Thema. Das war was für „arme“ Leute. Ihm egal, weil eh nichts anderes da war, aber im Nachhinein eine gute Wahl. So also bestrich man den Brotlappen (ich will es nicht schon wieder schreiben…Toast) mit Butter und zwar innen und außen, füllte dann die Schweinerei (Schinken. Schinken und nicht der Pressdreck, der als Toastschinken feil geboten wird) und das Lab (Käse) dazu und knallte es in den Plattengrill bis es so roch, dass das halbe Haus zusammen läuft…
Ja und dann erlebt man die erste Lektion des Kochens. Dieser Gesichtsausdruck. Und es ist nicht nur einer. Es sind deren viele. Zuerst das Riechen, begleitet von Skepsis … Erwartung. Der erste Biss. Das Geräusch. Der Knack, der Crunch, das Knuspern. Leichte Veränderungen um die Augenpartie, Erhellung. Vertrauen. Der nächste Biss ergibt Schmelz, das glückliche Leben des Schweins, das uns so glücklich macht in jeder Papille der Zunge. Dann das schiere Verlangen es einfach auf zu essen. Dann der befriedigte Blick mit der leichten Wehmut des Fertig seins.
Das ist Kochen – pures Glück. Die Ouvertüre einer lebenslangen Leidenschaft. Das Glück im Gesicht des Essenden.
Nachkochen ist kein Problem:
Die Toastscheiben beidseitig mit Butter bestreichen. Nicht zu viel, sonst wird es eine sehr fettige Angelegenheit. Guten Schinken verwenden, 2 Scheiben. Den Schinken nicht überstehen lassen, sonst trocknet er aus. 2 Scheiben Käse zwischen die Schinkenblätter, klassisch wäre Emmentaler oder Gauda. Egon mag Cheddar am liebsten. Nicht zu dick, der Käse soll gut schmelzen!
Egons Tipp:
Egon mag Senf. Er gibt gerne einen Klecks Senf in die Mitte, das macht den Toast noch spannender.
Dann in einem Plattengrill so lange bei mäßiger Hitze braten bis der Käse zu schmelzen beginnt und das Brot eine goldbraune Farbe hat. Wenn Sie keinen Plattengrill haben, einfach in einer Pfanne braten und mit z.B. einer weiteren Pfanne beschweren, damit die Hitze bis ins Innere dringt.
Beim nächsten Mal eine weitere Offenbarung mit Rezepttipp.
Foto von Charles Deluvio/Unsplash.
© Oliver Hoffinger 2021-06-20