von Hannes Zeisler
Bei einer Tageszeitung gewann ich den Hauptpreis, nämlich eine Woche Kenia mit Aufenthalt in der wunderbaren Ferienanlage Neptun Village südlich von Mombasa. Der Preis war von Neckermann zur Verfügung gestellt worden. Leider hatte die zuständige Dame des Reisebüros alles vermasselt. Über diese unleidliche Sache habe ich bereits geschrieben!
Als Ersatz sind mir die Malediven bzw. Gran Canaria angeboten worden. Weil ich zwar gerne schwimme, aber kein Taucher bin, haben meine Frau und ich uns für Gran Canaria entschieden. Bei der Buchung dieser Destination funktionierte auch wieder einiges nicht. Als mir nämlich ein Zimmer mit mehrfach Belegung und ohne Warmwasser angeboten wurde und ich mich auch noch um den Transfer vom Flughafen zum Hotel kümmern hätte müssen, drehte ich leicht durch, überwand meine Bequemlichkeit und schrieb an die besagte Dame von Neckermann einen Brief. Am Telefon erwähnte sie dann, dass sie noch nie so einen Brief erhalten hätte! Aber dann klappte alles!
Wegen der Scherereien brauchten wir die gebuchten Ausflüge nicht zu bezahlen und begannen, die Insel zu erkunden. Am Abend, als wir uns, etwas müde von den Reisestrapazen, früher zu Bett begaben, klopfte es plötzlich an der Tür. Als ich, schon im Pyjama, öffnete, stand ein Zimmermädchen davor mit einer Flasche Sekt in der Hand und sagte: “ Mit einem Gruß von Frau St. (der Dame, die uns Afrika vermasselt hatte!) und einen schönen Aufenthalt!“ Wir genossen noch ein Glas Sekt und schliefen bald ein.
Am zweiten Tag erlebten wir etwas, was es in den letzten 130 Jahren auf Gran Canaria nicht gegeben hatte! Nämlich wolkenbruchartige Niederschläge, die das zu klein konzipierte Kanalsystem total überforderten. Wir wateten im knöchelhohen Wasser zum Strand. Sobald der Regen aufgehört hatte, strahlte die Sonne wieder so kräftig vom Himmel, dass wir unsere Schuhe auszogen und barfuß im warmen Sand den Strand entlang wanderten.
Wir machten einen Ausflug zum Palmitos Park mit einer beeindruckenden Papageienschau. Im Hotel selbst gab es kulinarisch nichts auszusetzen. Vor allem sind mir auch die gigantischen Torten in Erinnerung, die im Durchmesser kleinen runden Tischplatten glichen! Trotzdem blieb kaum etwas übrig, da einige jugendliche Gäste kräftig zuschlugen!
Zu einem außergewöhnlichen Erlebnis wurde der Karnevalsumzug, der wegen des Golfkrieges verschoben worden war und daher ausnahmsweise im Sommer stattfand. Wie uns gesagt wurde, ist es nach Rio de Janeiro die zweitgrößte Veranstaltung dieser Art. Was es da an geschmückten Wägen, tollen Kostümen und fantasievollen Inszenierungen gab, übertraf alles, was wir bis jetzt gesehen hatten!
So war der Ersatz für den “gestohlenen” Gewinn doch noch zu einem einmaligen Aufenthalt geworden, der für den Verdruss voll entschädigte!
© Hannes Zeisler 2021-06-05