Ein Tropfen auf den heißen Stein?

Florian Schneider

von Florian Schneider

Story

Gerade ist Sonntag Abend. Eine Doku auf Netflix hat mich zum Nachdenken angeregt über etwas, worüber ich schon lange nachdenke. Kennt ihr das, wenn man im TV etwas sieht über Menschen, die etwas Gutes in irgendeiner Art tun und es fällt von jemand anderem der Satz, das wäre nur ein “Tropfen auf den heißen Stein?”. Es würde also einfach verpuffen?

Ich finde das absoluten Quatsch. Ist es ein Tropfen auf den heißen Stein, dass gerade unser Hund Timo neben mir liegt und seelenruhig im Bett schläft, wohl genährt und sich nicht auf den Straßen nahe Bukarests durchschlagen zu müssen oder gar tot ist? Ich denke nicht. Hier haben die Tierschützer aus Koblenz einem Lebewesen vielleicht das Leben gerettet und uns zudem sehr glücklich gemacht und unser Leben bereichert. Wir sind fleißig am Wandern mit ihm und fitter als je zuvor. Mental hat er uns im Homeoffice viele Tage deutlich leichter gemacht und ihm geht es auch bestens. Also eine ganze Reihe positiver Effekte, die eine gute Tat losgetreten hat.

Wenn ich mir die Gesellschaft gerade in den letzten Wochen, Monaten und inzwischen sogar Jahren der Corona Pandemie anschaue, ist vieles getrieben von Misstrauen, Egoismus und Hass – aber nicht nur. An vielen Stellen konnte man auch Solidarität und kleine Gesten beobachten. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hier um die Ecke von Bonn zum Beispiel. Ich war selbst zwei Tage nach der Flut dort und neben den schrecklichen Bildern von Zerstörung und Trauer wird eines mir immer im Gedächtnis bleiben, wie Leute Hilfe jeglicher Art angeboten haben und diese von den Leuten dankend angenommen wurde. Neben finanzieller Hilfe und Sachspenden war es vielleicht auch Menschlichkeit und Nächstenliebe, die den Menschen Hoffnung und Kraft gegeben haben, um diese Zeiten durchzustehen. Und ich möchte glauben, ja meine zu wissen, dass solche Gesten nicht nur einfach verpuffen.

Eine gute Tat kann ja so vieles sein. Ein gut gemeintes Angebot an einen Freund, ein einfaches „Hallo” mit einem Lächeln zu einem Obdachlosen, ganz egal was. Alles kann einen Schmetterlingseffekt haben und etwas Positives oder sogar mehrere positive Ereignisse auslösen. Woher ich das wissen soll? Ist doch quatsch! Alles durch Schicksal vorherbestimmt! Mögen viele denken. Ich weiß es aus einem Grund: Wie oft haben schöne Begegnungen, schöne Gesten mich zum Nachdenken angeregt? Wie oft ging es mir besser, dadurch, dass ich anderen eine Hilfe sein konnte? Wie oft ging es mir dadurch besser, dass andere für mich in schweren Zeiten da waren? Die Antwort ist einfach: oft! Geht euch auch so, oder?

Also lasst uns die Phrase, etwas sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein nicht mehr dafür verwenden, etwas Gutes, Positives herabzuwürdigen, denn für jemanden oder etwas bedeutet es vielleicht viel oder gar alles.

© Florian Schneider 2022-01-30

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