Ein (un)gemütlicher Sonntag

michael_london

von michael_london

Story
2021

Es war einer dieser entspannten Sonntage, den ich für mich alleine hatte. Um halb 12 saß ich noch in Shorts (für ein T-Shirt wäre es viel zu heiß gewesen) beim Frühstück und gönnte mir gerade meinen 3. Cappuccino.

Plötzlich war da eine Stimme: “Na, willst du nicht endlich aufstehen und etwas machen?”

Wer war das? Außer mir war doch niemand zu Hause? Oje, dachte ich mir, jetzt fange ich schon an zu halluzinieren … Da ich mich nicht vom Fleck weg rührte, meldete sich die Stimme 5 Minuten später erneut zu Wort: “Normalerweise bist du am Sonntag um diese Zeit aktiver.”

“Wer spricht hier?” fragte ich beunruhigt.

“Ich bin es, Siri?!” meldete sich die Stimme aus meinem Handy.

“Also, willst du jetzt endlich aufstehen und dich bewegen?” sagte sie in einem scharfen Tonfall.

Ich lies mir meine Verblüffung nicht anmerken, schnappte mir mein Handy, um einen Kumpel anzurufen und ihm von dem Vorfall zu berichten.

“Njet. Du glaubst doch nicht, du darfst jetzt telefonieren? Zuerst gehen wir eine Runde spazieren!“

Das durfte doch alles nicht wahr sein … Gehorsam nahm ich mein Handy, zog mir vorher noch etwas über und verlies die Wohnung.

“Wohin soll ich gehen?”

“holde Maid.”

“Was?”

“Nenn mich doch bitte holde Maid.”

“Wo hast du diesen Ausdruck aufgeschnappt? Heute sagt keiner mehr holde Maid.” Ich musste lachen.

Dann erhielt ich Anweisungen von meinem Navi: “Gehen Sie 200 m gerade aus und biegen Sie bei der zweiten Kreuzung nach links. Folgen Sie anschließend dem Straßenverlauf und biegen Sie nach weiteren 500 m noch einmal nach links.” Um endlich meinen Freund anrufen zu können folgte ich der vorgegebenen Route bis zum Ende.

“Und jetzt hüpfe auf einem Bein.” verlangte Siri.

Mir war das furchtbar peinlich, aber ich tat es um endlich telefonieren zu können.

Auf dem Handydisplay sah ich, dass Siri bereits die Nummer meines besten Freundes angewählt hatte.

Aber was sollte ich ihm sagen? Dass ich mich für Siri gerade zum Affen gemacht hatte? “Stopp” rief ich und der Anruf wurde beendet.

Wieder zu Hause angekommen brauchte ich ein kühles Getränk. Ich setzte mich mit einer Coke auf die Couch, konnte mich aber nicht lange ausrasten.

“I like big buts and cannot lie…” spielte mir Siri plötzlich ein Lied vor.

“Was willst du mir damit sagen?” fragte ich pikiert.

„Naja, wenn du schon in Kauf nimmst, fett zu werden, dann musst du üben, dich gut zu vermarkten.

Siri sollte nicht erfahren, dass sie Recht hatte, also log ich: “Ich habe nicht zugelegt!”

“I am what I am …” das nächste Lied.

“Sonntags putzt du immer die Wohnung.”

“Nein!” ich weigerte mich.

“OK, dann rufe ich deinen Chef an und beschimpfe ihn ein wenig. Dabei nütze ich ein Best-of der Schimpfwörter, die ich von dir aufgenommen habe.”

Puh, schnell, sehr schnell, hatte ich einen Putzlappen in der Hand.

Kurz vor dem Schlafengehen gab sich Siri versöhnlich: “Michael, ich möchte nur nicht, dass du deinen sexy Waschbrettbauch verlierst.”

“Gute Nacht, holde Maid.”

Total fertig schlief ich sofort ein.

(noch) fiktiv :)

© michael_london 2021-06-28

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