Ein unverhoffter MUTAUSBRUCH

Matthias Klugsberger

von Matthias Klugsberger

Story

3 junge Männer, Maturanten der Handelsakademie, zwei Freunde und ich. Am Ende unserer gemeinsamen schulischen Laufbahn beschlossen wir, entgegen der Mehrheit unserer Klassenkollegen nicht am Saufgelage der üblichen Maturareisen teilhaben zu wollen, sondern uns selbst auf die Reise zu machen. Unser Ziel, Istanbul. Am dritten Tag unserer Reise dachten wir, es sollte unsere letzte gewesen sein. Alles begann an einem sonnig, heißen Sonntagmorgen. Als wir zufällig am Frühstückstisch erfahren haben, dass unser Hotel über ein Pool auf der Dachterasse verfügt, waren wir wild entschlossen, diesen auch zu nutzen. Uns fehlte aber ein essenzielles Kleidungsstück – eine Badehose. Unverrichteter Dinge verließen wir das Hotel und machten uns auf die Suche. Unweit unserer Straße fanden wir tatsächlich einen geöffneten Shop. Der einzige Haken, ein Mann mit Tank-Top, vernarbtem Gesicht und erstarrter Mine bewachte in securitymanier den Eingang. Nach einem kurzen Beratungsgespräch, das im Wesentlichen darin bestand, uns gegenseitig vorzumachen wir hätten keine andere Option, stand fest – lasst es uns versuchen. Nachdem wir dem uns unheimlichen Mann mit Händen und Füßen erklärt hatten, was unser Anliegen sei, bat er uns mit ‘nach hinten’ zu gehen. Gesagt, getan. Vorbei an uns ungläubig anstarrenden Gestalten ging es etwa 20 Meter tief ins Innere eines eher zwielichtigen Gebäudes. Dort wurden wir an eine nicht minder angsteinflößende Gestalt übergeben, ja übergeben. Ich stellte kurzerhand fest: Drei Landeier, in Instanbul, in einem unheimlichen Gebäudekomplex. Kein Empfang. Und was war das jetzt? Der vermeidliche Verkäufer machte uns klar, wir müssen einen Lift benutzen. Maximales Fassungsvermögen zwei Personen. Das bedeutete … “one with me boys!“. So stand ich Bauch an Bauch, Hauch an Hauch, einer mir unbekannten Person gegenüber. In einem Lift, der augenscheinlich nicht TÜV-geprüft war. Der Anzeige nach ging es aufwärts. Bis zur Ankunft im dritten Stock wechselten wir kein einziges Wort. Bis auf das Knarren der Liftseile, was alleine schon unheimlich genug war, herrschte totenstille. Beim Öffnen der Türe stockte mir der Atem. Alles, was ich sah, war ein einarmiger Mensch in zerfetzter Kleidung. Ich dachte, mein letztes Stündlein hatte geschlagen. Obwohl ich glaubte nicht sehr gläubig zu sein, bat ich den lieben Gott, dass das nicht wahr sei. Entweder er hatte die Finger im Spiel, oder es war einfach alles nur Einbildung. Jedenfalls stellte sich beim Verlassen des Liftes heraus, dass es sich nur um eine Schaufensterpuppe handelte. Bis auf die Tatsache, dass wir nochmal durch eine große Stahltür gebeten wurden – unsere Schreie hätten vermutlich kein hilfsbereites Ohr erreicht – konnten wir im Wohnzimmer des Verkäufers ganz billig unsere ersehnten Badehosen erwerben. Noch dazu original Adidas. Zumindest behauptete er das.

© Matthias Klugsberger 2021-02-10

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