Ein Wildfang wurde gerettet

Elisabeth-Christine Kayser

von Elisabeth-Christine Kayser

Story

Ein Wochenende vor vielen Jahren. Wenn ich zurückblicke, muss ich mich selber wundern, was mir im Laufe meines Lebens geschehen ist und dass ich überhaupt noch lebe. Hier eine Story, der noch einige folgen könnten.

Uns wurde beigebracht, dass wir Achtung und Respekt vor ALLEM haben sollen, artig grüßen und Knickse machen. Mutter mochte manches nicht an mir! Ein Satz liegt seit Jahrzehnten in meinen Ohren. Ich war um die 5 Jahre. »Musst du immer rein und rausrennen?« Ein fragender Blick meinerseits und Schulterzucken. War mir keiner Schuld bewusst.

Irgendwelche Ideen schwirrten meistens durch mein Rübchen und schon sprang ich durch die Haustür, rannte in den Garten, schaukelte eine Weile auf unserer Schaukel. Dann kam mir die Idee, doch lieber mit meiner Schwester Häuser zu bauen. Sie spielte ganz vertieft mit Holzbausteinen. Der Baukasten war noch neu und es gab sogar richtige Fenster. Nach einer Weile des Bauens überdrüssig – die Häuser stürzten ein, flitzte ich zum Dreirad und radelte strampelnd durch die Gegend, bis meine Beine weh taten.

Nahm Kreisel und Peitsche, um gespannt zu sehen, wie lange der Kreisel dreht, ohne dabei umzukippen. Nun kam meine Schwester hinzu und machte es mir nach. Wir kreiselten um die Wette. Natürlich war sie wie immer geschickter. Ich gab bald auf, hatte Durst bekommen und lief ins Haus. Mutter erschreckte sich durch meinen Krach. Pfefferminztee stand bereit. Etwas derb hatte ich die Emaille-Tasse auf den Tisch geknallt. »Poltergeist«, rief sie mir lachend hinterher und schon war ich wieder draußen. Wollte nach unseren Hühnern und den Hasen sehen. Dort standen wir Kinder allzu gerne und konnten länger ausharren. Sie zu füttern, machte uns besondere Freude.

Gleich neben dem Hühnergatter war ein Misthaufen. Dort kraxelten die Hühner und der Hahn gerne herum und scharrten. Besonders, wenn im Garten umgegraben wurde, wurden sie herausgelassen und durften im Garten herum picken. Mir gefiel es nicht, wenn sie sich auf Regenwürmer stürzten und sie verschlangen. Auch vom Spaten zerhackte Hälften, die bluteten, wurden schnell geschluckt. Schon damals taten mir Tiere leid, wenn sie von anderen Tieren gefressen wurden. Dass wir Menschen nicht besser waren, kam mir später in den Sinn.

Mittlerweile flitzte und hüpfte ich weiter durch unseren Garten und rümpfte die Nase. Dort war von Mutter gedüngt worden. Mit einem Jauchenschöpfer hatte sie aus der Grube geschöpft und alles verteilt. Schnell wollte ich ins Haus. Plötzlich geschah es, meine Angewohnheit, über den Deckel der Grube zu springen, wurde mir zum Verhängnis. Ich war hineingefallen und schrie lauthals. Von allein konnte ich nicht raus. Es gab nichts zum Festhalten und nichts zum Herausklettern.

Ich schrie lauter, es war zu eklig. Zum Glück wurde ich bald herausgezogen. Noch größer war mein Glück, dass die Grube nicht voll gewesen war. Erst neulich sprach meine Schwester darüber. Obwohl es viele Jahre her ist: »Hast du damals gestunken!«

© Elisabeth-Christine Kayser 2021-04-23

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Komisch, Unbeschwert
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