Ein Zufall oder eine Chance

Alles ist nur eine Frage der Perspektive und der Zeit: Für die einen stellt ein Ereignis nichts weiter als einen Zufall dar, sie gehen vorbei und vergessen alles in wenigen Minuten, aber für die anderen – die Chance ihres Lebens.

Das Leben ist einfach, wenn wir auf seine Zeichen hören und unglaublich kompliziert, wenn wir die Sicht verlieren.

Menschen sind unglücklich, weil ihnen suggeriert wird, dass sie trotzt ihrer Individualität, alle gleich sind und den Anspruch auf gleiches Leben und gleiche Chancen haben. Aber das ist ein Irrtum.

Manche verlorenen Seelen rennen ihr ganzes Leben nicht ihren eigenen Träumen und Zielen hinterer. Sie setzen Berge und Ozeane in Bewegung und, wenn sie endlich ihr Ziel erreichen, spüren sie nichts weiter, als leichte Freude mit einem bitteren Beigeschmack der Enttäuschung.

Das Gefühl der Freunde verflüchtigt sich nach mehreren Wochen oder Tagen, aber der Beigeschmack und eine innere Leere – sie bleiben. Dann beschließen diese Menschen, dass sie noch ein größeres Ziel erreichen müssen und dann, dann werden sie für immer glücklich sein.

Doch sie werden nie glücklich, weil sie fremden Idealen folgen und fremde Lebenswege nachahmen, anstatt ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Aufgabe in diesem Leben zu erfüllen.

„Hi! Du bist auch hier!“ – begrüßte ich meinen Bekannten in der Menschenmenge.

„Ach, hi! Was für ein Zufall!“ – antwortete er.

Ich erinnerte mich an unser letztes Treffen: am Wochenende in einem botanischen Garten. Ich hatte dort ein Treffen und stand in der Schlange vor einem Café.

„Hey! Wo ist hier der Eingang?“ – fragte mich ein Mann. Hinter ihm stand eine Frau meines Alters mit dunklen Haaren. Diese Frau kannte ich nicht. Aber den Mann schon. In einer Millionenstadt trafen wir uns regelmäßig in der Bahn, unterwegs auf der Straße, im Botanischen Garten wie jetzt, ohne sich abzusprechen. Wir kannten uns aus einem Workshop an der Uni und hatten eigentlich viele gemeinsame Themen zu besprechen, aber eine Verabredung ist daraus nie entstanden. Mein Bekannter verschwand und ich blieb kurz mit seiner Begleitung plaudern.

„Das ist unser erstes Date“ – sagte die Frau.

„Was für ein Zufall.“ – sagte ich.

 Jetzt auf dieser Party einige Monate nach unserer letzten Begegnung stand wieder er vor mir. Nein, mein Freund, das ist kein Zufall mehr, unsere regelmäßigen Begegnungen in dieser Millionenstadt sind keine Zufälle. Doch für den einen ist ein Ereignis die Chance seines Lebens und für den anderen: für den anderen nur ein unbedeutender Zufall.

„Ja, wieder ein Zufall.“ – sagte ich, lächelte und ging weiter.