Eine Badewanne voller Pilze!

Erika Eck

von Erika Eck

Story

Es gibt einige Arten von „Latein“! Man denke nur an das „Jägerlatein“, an das „Schüler – oder Lehrerlatein“ usw. Jeder Berufsstand und jeder Hobbyverein sind als „Lateiner“ gut herzunehmen und wie oft hat schon jemand etwas erzählt, dabei maßlos übertrieben und die Zuhörer haben sich wegen solcher Flunkereien zugezwinkert, den Zeigefinger erhoben und wieder war ein neuer „Lateiner“ geboren!

Was ich jetzt erzähle, fällt wohl auch in die Kategorie der Flunkerei, ist aber eine wahre Geschichte und ich hätte genug Zeugen, die meine Erzählung bis aufs letzte Wort bestätigen könnten……

Ein Wandertag auf der “Saualm” sollte es werden! Ein herrlicher Augusttag zog auf und meine Freunde und ich marschierten sehr früh los, um den Tag gut nützen zu können! Wir waren zu sechst, jeder hatte einen Rucksack auf dem Rücken, Jause und Getränke schleppten wir mit uns, denn wir wussten ja nicht, wann und ob wir einkehren konnten! Nachdem wir auf Almwiesen dahingeschlendert waren, tauchten wir am frühen Nachmittag in einen Wald ein, in dem es herrlich duftete. Der Boden war weich und plötzlich sahen wir unter einem Baum am Wegesrand einige wunderbare Steinpilze stehen. Natürlich war gar nicht daran zu denken, diesen kostbaren Fund stehen zu lassen, die Pilze waren schnell geerntet, ein Rucksack wurde frei gemacht, um die Beute verstauen zu können!

Es dauerte allerdings nicht lange, bis wir die nächsten Pilze fanden, auffallend standen sie da, die Farbe, die Größe und die Anzahl der Pilze waren nicht zu übersehen. Natürlich ging die Ernte weiter, der nächste Rucksack musste für die gefundenen Pilze her! So ging es die nächste halbe Stunde weiter: Wir hatten in den Rucksäcken keinen Platz mehr, die Jause war längst verzehrt, die Getränke ausgetrunken und die Pilze wurden immer mehr. Stehenlassen wollten wir die Schwammerl nicht, die Gier hatte uns gepackt: Wann und wo findet man innerhalb kürzester Zeit am Wegesrand die schönsten und frischesten Pilze?

Nun war guter Rat teuer, wie sollten wir die Pilze transportieren!? Der Zufall spielte uns in die Hände, denn wir kamen zu einem nicht all zu tiefen Graben. Dort war allerhand Gerümpel widerrechtlich gelagert: auch eine ausgeschlagene, ehemals weiße Badewanne aus Emaille! Bei genauer Inspektion wies sie zwar Löcher auf, aber für unsere Zwecke war die Badewanne ideal: Sie sollte uns als Transportmittel für die vielen, gefundenen Pilze dienen! So säuberten wir die Badewanne, so gut es ging, und legten unseren wertvollen Fund hinein! Die Wanne war bis oben gefüllt mit braunen, herrlich duftenden Pilzen, denn bis wir zu unseren Autos kamen, fanden wir innerhalb kürzester Zeit noch so viele Steinpilze, dass jeder von uns sechs Wanderern genug vom gemeinsamen Fund abbekam!

Wenn wir später erzählten, dass wir mit einer Badewanne Pilze suchen waren, ernteten wir nur ein vielsagendes, wissendes Lächeln, einen erhobenen Zeigefinger und das Wort „Pilze-Latein“!

© Erika Eck 2022-03-20

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