von Christine Amon
„Fred, die Pimpernüsse von diesem Naturpark müssen weg“, erinnere ich meinen Mann, der mit mir gemeinsam einen Forstgarten betreibt. Nicht, dass er so etwas vergessen würde. „Ich weiß. Dieses Feld muss dringend geackert werden. Setz dich mit dem Naturpark in Verbindung!“. Ich kenne die Leute, die sind unkompliziert und müssen nicht fünf Sitzungen abwarten zur Klärung der Frage mit den Pimpernüssen. Eigentlich gab es schon vor zwei Jahren die Anfrage danach. Damals waren sie noch zu klein. Die Pimpernüsse lassen sich Zeit. Wir haben mit allen möglichen Tricks versucht, sie zu schnellerem Wachstum zu bewegen, aber selbst durch Kunstdünger ließen sie sich nicht beeindrucken. Bei der Verschulung herrschte im Frühjahr große Trockenheit. Einen ordentlichen Landregen kann man durch noch so eifriges Gießen nicht ersetzen.
„Ich brauche noch 20 Wacholder für diesen Kunden“, erinnere ich Fred. Der ist ratlos. „Es ist keiner mehr da.“ Ich weiß, ich darf jetzt nicht sagen, dann bau doch mehr an. Er baut sowieso schon viel zuviel an. Samen vom gemeinen Wacholder zu bekommen ist nicht so einfach. Obwohl….. wir haben sogar selber zwei Wacholder stehen in der Nähe unserer Verkaufshalle, einen männlichen und einen weiblichen. Sonst wird das ganze nämlich nichts. Als wir einmal so große Wacholder am Acker hatten, dass ein Teil davon schon Beeren trug, haben wir einen mit und einen ohne gepflanzt. Glücklicherweise war der ohne wirklich ein Männchen und er befruchtet jedes Jahr seine Wacholderdame. Von diesen Beeren könnten wir welche anbauen.
Der Kunde am Telefon möchte Wildlinge zum Veredeln, Äpfel und Birnen. Nein, leider haben wir keine in der Halle. „Könnt ihr nicht ein paar ausgraben?“ Fürs Ausgraben ist es zu spät, die Wildäpfel haben bereits Blätter, die würden das Umsetzen nicht mehr verkraften. Mit Blättern brauchen sie zu viel Wasser. „Na gut, dann hole ich sie mir im Herbst!“ Ja genau. So geht es.
„Warum haben wir heuer so wenig kleine Douglasien? Du weißt, die Frau B. will immer kleine haben!“, jammere ich. Aber im Vorjahr waren die Douglasien noch zu klein zum Ausnehmen, da hätten wir so viele aussortieren müssen, dafür sind sie heuer relativ groß. Egal, wenn das Wetter passt, wachsen auch die großen.
„Haben Sie Lärchen? Sind die eh noch nicht lange ausgenommen?“ Manche Leute sind misstrauisch, was gelagerte Bäumchen anbelangt. Vielleicht haben sie schlechte Erfahrungen gemacht, dass ihre Pflanzen nicht gut angewachsen sind und irgendetwas muss doch schuld sein. Dabei achten wir gut darauf, die Wurzeln der ausgenommenen Pflanzen feucht zu halten. Aber es ist April! Die Lärchen müssen Anfang März ausgenommen werden und im Kühlhaus gelagert, sonst treiben sie aus. Die Lärchen draußen sind schon alle grün. Entweder man setzt sie so früh wie möglich oder man nimmt Lärchen aus dem Kühlhaus.
Selbstverständlich tun wir alles, um die Wünsche unserer Kunden so gut wie möglich zu erfüllen. Aber, wie es ein Kunde so treffend formulierte: Eine Baumschule ist kein Wunschkonzert!
© Christine Amon 2024-04-21