von Esra Kurt
Bis Ende Juli 2020 war ich aufgrund der heftigen Erlebnisse, die ich im Januar desselben Jahres erfahren musste, sehr zimperlich und ängstlich. Ich hinterfragte alles und verneinte das Leben. Mein einziger Wunsch war es, einfach nur verschwinden zu wollen.
Doch sobald ich am 28. Juli 2020 meine zweite Magenblutung in meinem Leben erlitt, musste ich ins Krankenhaus. Dort teilte man mir ein Zimmer zu, in der eine steinalte Frau um die 95 lag. Obwohl meine Zimmernachbarin sehr alt war, strahlte sie eine ungeahnte Lebensfreude aus. Und das, obwohl sie den Zweiten Weltkrieg in Coburg hautnah erlebte.
Als ich von den wichtigsten Angaben der Lebensgeschichte meiner Zimmerkollegin hörte, machte es Klick in meinem Kopf. Ich dachte: „Meine Zimmernachbarin ist uralt und dennoch voller realistischem Optimismus. Ich glaube, dass ich davon etwas lernen sollte!“
Trotz ihres hohen Alters die Dame, mit der ich das Krankenzimmer teilte, geistig völlig klar im Kopf. Denn sie löste mit Leidenschaft Kreuzworträtsel und Sudoku. Außerdem schilderte sie mir, dass sie gerne Brettspiele spielte.
Möglicherweise habe ich aufgrund des wachen Verstands meiner Zimmernachbarin Rätseln, Ausmalbilder für Jugendliche und Brettspiele als neues Hobby für mich gewinnen können. Das tut der Seele gut und hält den Geist wach. Der wichtigste Aspekt an der Sache: Seit ich mich mit den genannten Dingen beschäftige, lungere ich weniger im Internet herum.
Mittlerweile ist es Mitte August 2020 und dieses Begegnung kommt mir immer noch so vor, als hätte ich diese alte Dame erst heute getroffen.
© Esra Kurt 2020-08-19