von Thomas Paar
Früher, damals, die guten alten Zeiten. Begriffe, die oft kontrovers betrachtet werden und prinzipiell schwer einzuordnen sind. Vor allem da die Ansichtsweisen so individuell sind, wie die Personen, die von den oben genannten Begriffen erzählen.
Ich möchte heute von einem >>früher<< erzählen, das noch nicht so lange her ist. Obwohl es sich hier wieder um unterschiedliche Betrachtungsweisen handelt.
Manche von euch werden sich jetzt vermutlich denken: >>Was will denn der mit seinen 34 Jahren von früher und damals reden?<< Keine Sorge, es ist Wochenende und ich will euch heute keine >>schwere Kost<< servieren. Nehmt es mir nicht übel, wenn in den kommenden paar Zeilen, des Öfteren die Wörter >>damals<< oder >>früher<< vorkommen. Doch damit lässt es sich einfach am besten ausdrücken. Mein Rückblick und das verschwommene abrufen der Erinnerung beginnt im ungefähr im Jahr 2008. Ein recht regelmäßiger zwei Wochen Rhythmus leistete seinen Anteil daran, dass ich langsam damit vertraut wurde. Es dauerte nicht lange, bis ich immer tiefer in den Kaninchenbau fiel. Anfangs noch recht zurückhaltend, dauerte es nicht lange, bis ich die Dazugehörigkeit in die Welt posaunte. Während der darauffolgenden Jahre wurde es immer besser. Diese 90 Minuten wurden ein reines Vergnügen. Das schönste was ich bis dorthin gesehen habe. Es war schwer, etwas zu finden, was in diesem Bereich schöner anzusehen war. Effizient, erfolgreich, gefürchtet von den anderen. Bis 2015 konnte ich hoch erhobenen Hauptes sagen, ich fühle mich als Teil davon. Dann bekam die Fassade kleine Risse. Das Gesamtbild stimmte noch zum größten Teil, doch das Kaschieren wurde schwerer. Seit 2016 erlebe ich es nun ungefähr zwei bis drei Mal die Woche. Mit den Jahren konnte ich es mir selbst nicht mehr schön reden: >>Der Karren wurde eindeutig gegen die Wand gefahren<<, lautete meine >>Diagnose<<. Aus dem erhobenen Haupt wurde mit der Zeit ein gesenkter Blick. Ich fühle mich noch immer als Teil davon, aber von dem einst gefühlten Stolz ist nichts mehr übrig. Effizienz, Ästhetik und Erfolg wurden durch Spott und Häme ersetzt. Leider vollkommen zurecht. Statt Glücksgefühle bekomme ich eher graue Haare. Die 90 Minuten werden eher mit Bauchschmerzen als mit einem Triumphgefühl erlebt. Meine Frau sagt dazu lediglich: >>Erlebe davon, so viel es geht. Denn mit grauen Haaren siehst du bestimmt gut aus.<< Im Jahr 2022 ist der einstige Glanz schon lange verflogen. Die Hoffnung auf Besserung wird realistischerweise erst in ein paar Jahren eintreten. Trotzdem bin ich ein Teil davon. Es ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft. Wenn heute Abend um 21:00 Uhr der einstmalig große FC Barcelona spielt, spüre ich bereits jetzt wie mir die grauen Haare am Kopf sprießen.
© Thomas Paar 2022-01-23