von Jessika Michel
Die häufigste Frage, die mir im Jahr 2023 gestellt wurde, lautete:
„Wie lange musst du denn noch im Rollstuhl sitzen?“
Meine Antwort darauf war ehrlich:
„Ich weiß es nicht.“
Wenn ich meinen Bühnenunfall rückblickend betrachte, ist der Rollstuhl nicht das Schlimmste daran, sondern das Beste.
Ich kann mir jetzt vorstellen, dass diese Aussage für die meisten von euch LeserInnen nicht viel Sinn ergibt, da ihr nicht meine ganze Geschichte kennt.
Also Hallo erstmal, mein Name ist Jessika Michel, ich bin 29 Jahre alt und habe seit meinem zweiten Lebensjahr die Rheuma Form Idiopathische Arthritis.
Das heißt, dass ich seit meinem zweiten Lebensjahr auf entzündeten Gelenken gegangen bin, bis sich eines Tages dort Arthrose gebildet hat.
Kurz vor meinem Unfall im November 2023 stand die Operation für mein zweites künstliches Gelenk an. Diesmal wäre es das rechte Kniegelenk gewesen, doch es kam alles anders.
Seit dem 5. November 2023 ist der Rollstuhl jetzt ein wichtiges Hilfsmittel in meinem Leben. Und nein: Ich bin weder an den „Rollstuhl gefesselt“ noch „gebunden“. Der Rollstuhl dient dazu, dass meine Gelenke entlastet werden und mein rechter Unterschenkel heilen kann.
Ich bin mir sicher, dass ich eines Tages wieder gehen kann, aber ich werde mir die Zeit nehmen, die mein Körper braucht.
Denn als Rheumapatientin, die permanente Gelenkentzündungen hat, war es für mich normal mit Schmerzen zu leben.
Der körperliche Schmerz ist schon immer ein Teil meines Lebens gewesen.
Ich habe mir nie die Frage gestellt, ist es wirklich machbar?
Ich habe es einfach gemacht. Denn das ist für mich leben.
Dieser Unfall hat es mir ermöglicht, nochmal einen anderen Blickwinkel auf meine Hilfsmittel zu bekommen und mir gezeigt, dass man als Rheumapatient:in nicht – so wie wir es uns beigebracht haben – über seine Grenzen gehen muss, um Teilhabe zu erlangen.
Mein Life Goal für 2024 ist nicht um etwas zu kämpfen, sondern das Leben in vollen Zügen zu leben.
© Jessika Michel 2024-01-08