von Evelyn Peceny
Ich bezog gerade das Zimmer in der Semmelweisklinik in Wien. Meine Nervosität stieg, denn es würde gleich die Geburt von meinem 2. Kind eingeleitet werden. Als der Arzt das Zimmer betrat, pochte mein Herz. Er untersuchte mich und stellte fest, dass mein Muttermund schon 2 cm offen sei. Dann leitete er die Geburt mittels Gel ein. ,, Es kann aber noch Stunden dauern!“, meinte der Arzt. Ich entspannte mich wieder ein wenig. Schmerzen hatte ich noch gar keine. Mein Mann dachte an alles und hatte das Pokerbrett mit, um ein wenig die Zeit zu vertrödeln. Wir pokerten, lachten und anschließend gingen wir die Gänge auf und ab. Noch immer zeigten sich keinerlei Schmerzen. Zu Mittag wurde nochmals der Muttermund untersucht, immerhin schon 3 cm offen. Meine Zimmernachbarin schrie daneben, als würde sie abgestochen werden und flehte die Schwestern nach einer PDA an. Ihr Muttermund war auch 3 cm offen. Am Abend fühlte ich mich immer noch gut. Mein Muttermund blieb unverändert bei 3 cm.
Der Arzt entschied:,, Wir werden nochmals einleiten!“ Gleichzeitig meinte die Schwester:,, Allerdings kann es dann zu einem Wehensturm kommen!“ Ich dachte mir nichts dabei und willigte ein. Diesmal bekam ich so ein Band eingeführt. Um Mitternacht spürte ich noch immer nichts. Die Schwester meinte zu meinem Mann:,, Fahren sie nach Hause, heute Nacht wirds nichts mehr!“ Mein Mann hatte ein schlechtes Gefühl und ging ins Auto schlafen, da er eine halbe Stunde heim bräuchte. Ich versuchte die Augen zu schließen und nickte kurz ein. Auf einmal schreckte ich mit einem extremen, stechendem Schmerz auf. Dieser Schmerz kam alle 2 Minuten. Ich konnte kaum atmen, fing an zum Zittern und mir wurde eiskalt. Ich versuchte aufzustehen, da rann mir das Fruchtwasser das Bein hinunter. Ich läutete. Die Schwester kam und hing mich sofort ans CTG an. Währenddessen rief ich zitternd meinem Mann an:,, Bitte komm, es geht los!“ Diese Schmerzen waren nun fast durchgehend, kaum Pausen mehr dazwischen. Die Schwester nahm mich nicht ganz ernst und verpasste mir noch einen Einlauf. Schmerzerfüllt quälte ich mich auf die Toilette. Da bemerkte ich, dass das Blut hinunterfloss. Außerdem löste sich dieses Einleitungsband.
Ich schrie zu meinem Mann, der vor der Toilette stand:,, Das Band hängt raus!“ Auf einmal hörte ich meinen Mann brüllen:,, Die Hand hängt raus!“ 2 Schwestern und eine Hebamme stürmten zur Toilette. ,, Sperren sie bitte auf!“ Leise flüsterte ich:,, Nein, das Band hängt raus!“
Aufatmend schickten sie mich duschen. Mein Mann kam mit. In der Dusche hatte ich den plötzlichen Drang zu pressen und das tat ich auch. Ich konnte es nicht zurückhalten. Dann ging es ganz schnell. Am Gang rannten alle wild herum. Während ich zum Bett gebracht wurde, schaute der Kopf schon hinaus. Gerade noch aufs Bett geschafft, presste ich noch einmal und mein Baby war da.
Blau angelaufen und schrie nicht. Schnell wurde er weggetragen und lange Sekunden des Wartens und Hoffens begann.
© Evelyn Peceny 2020-08-26