Eine verspätete Weihnachtsgeschichte 3

Aspergirl

von Aspergirl

Story

24.12.: Der Tag vor Heiligabend beginnt zunächst gemächlich. Wir können noch ein wenig ausschlafen. Einzig der Junior rührt sich gegen 06:00 kurz einmal. Ich lasse meine Frau schlafen und mache mit dem Sohnemann eine Morgenrunde, um mich und ihn dann wieder schlafen zu legen. Ansonsten wird es erst gegen 13:00 hektisch als die Huber-Eltern beginnen, das Weihnachtsessen zu kochen. Dem Geruch nach zu urteilen dürfen wir heute mit Maronisuppe und Weihnachtskarpfen rechnen. Gegen 14:00 ruft die Huber-Tochter uns, die Apulier und die Erzgebirgler ins Esszimmer und liest uns bei Kaffee und Keksen die Weihnachtsgeschichte nach Karlheinz Waggerl vor. Das ist offen gesagt immer einer meiner Lieblingsmomente am 24. Weitere Höhepunkte werden folgen. Gegen 15:30 wird es Zeit für die Fahrt in die Kindermette. Wir packen uns und unsere Kinder in warme Umhänge, Hüte und Decken ein, stellen noch einmal sicher, dass unsere Tiere im Stall etwas zu fressen haben und lassen uns von den Engeln in den Leiterwagenfliegen. Wir haben dabei wirklich Glück, dass uns die Hubers im Leiterwagen ziehen. Andere packen ihre Krippenfiguren ja völlig entwürdigend in Hand- oder schlimmstenfalls Jackentaschen. Ich nehme für die Dauer der Fahrt den Filius auf den Schoß. So machen es die meisten der Heiligen Familien, die wir kennen: Väter für die Dauer der An- und Abreise, Mütter für die Dauer der Messe. Auch das ist immer einer meiner Lieblingsmomente. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Halt um Huber-Oma und -Opa und ihre Krippenfiguren abzuholen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde bei den Neuankömmlingen erklärt die Oma-Maria mit verständlicherweise starken schwarzen Ringen unter den Augen aber Engelsgeduld den Erzgebirglern die übliche Gottesdienstordnung. Ich lade die anderen drei Josefs, die Hirten und die Weisen auf eine Runde Weihnachtsbier bei uns im Stall zwischen Mette und Weihnachtsessen ein. In der Kirche ist der Platz von uns Figuren in einer Art hölzernem Kolosseum rund um die Kirchenkrippe. Zumindest für diejenigen, die rechtzeitig, also eine halbe Stunde vor Predigtbeginn, eintreffen gilt die folgende Sitzordnung: Heilige Familien in den vorderen Reihen, Hirten und Weise und der eine oder andere Herbergswirt in den hinteren. Nur die Engel fliegen an die Decke und setzen sich auf die Baldachine, den Bauernchor oder schlimmstenfalls, wenn kein anderer Platz mehr frei ist, auf die Orgel. 

© Aspergirl 2024-01-02

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Emotional, Komisch, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Unbeschwert