von Gabriele Ecker
Letzter Stand war der Holzstoß! Wir grabelten zu viert hintereinander über den Holzstoß, da entdeckte mein Bruder etwas an der Decke und meinte: “ Eine Lampe ”und drückte auf dieses Birnenförmige Teil. Plötzlich schossen zwanzig, dreißig Wespen heraus und wem haben sie gestochen? Mich natürlich ins rechte Augenlid. Wie von der Tarantel gestochen, stürzte ich vom Holzaufbau, ich hatte fürchterliche Schmerzen und das Auge wurde immer dicker. Ich sah nichts mehr. Schnell liefen wir nach Hause. Meine Mutter kühlte das Auge und es dauerte ein paar Tage, bis ich wieder etwas sah. Mein Bruder hatte sich geschworen, dass er in der Zukunft nichts mehr anlangt. Wir nahmen ihn auch nicht mehr zu unseren Ausflügen mit, der Altersunterschied war eh zu groß. Wir verbrachten viel Zeit auf dem Bauernhof nebenan. Bis wir wieder umziehen mussten. Die alte Schule bzw. das ganze Arenal wurde verkauft. Mein Vater kaufte ein Grundstück und wir bauten unser eigenes Haus. Früher war das noch erschwinglich, aber heute? Unbezahlbar! So bekam ich ein eigenes Zimmer, meine Schwester Lena und die beiden jüngsten mussten sich ein Zimmer teilen. Die Treffen auf dem Bauernhof wurden immer weniger. Für mich schon, für meine kleine Schwester nicht. Das Lausmädchen spielte weiter ihre Streiche. 1978 trat ich meine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel an. Nach abgelegter Ausbildung wollte ich etwas anderes machen und bewarb mich im Allgäu in einer Jugendherberge in einem Familienunternehmen. Die Umstände in diesem Betrieb ließen mich aber nur ein halbes Jahr bleiben. Also suchte ich mir wieder einen Job in der Nähe von meinem Zuhause. In Donauwörth, damals Minimal, arbeitete ich als Verkäuferin. Da dort ein heftiger Wechsel der Marktleitung zu Tage ging, war ich da auch nur zwei Jahre. Ich lernte meinen Exmann kennen und arbeitete ein halbes Jahr im Dehner Restaurant. Bei der Firma Propper hat es mir gut gefallen, aber dann kam die Hochzeit und das erste Kind. Ein Mädchen und nach vier Jahren das zweite, auch ein Mädchen. Die Erziehungszeiten, bei den Kindern da zu sein, war eine Bereicherung. Nach neun Jahren suchte ich mir für ein paar Stunden einen Job und landete bei der Firma Dehner im Verkauf. Die große Tochter ging zur Schule und die Kleine in den Kindergarten. Das funktioniert eigentlich ganz gut und ich hatte mein eigenes Geld. Da mein Exmann einer vom alten Stand war oder bzw. vom Mittelalter übrig geblieben war. Wollte ich nicht um jeden Cent betteln. Für ihn wäre es am liebsten gewesen, die Frau steht nur am Herd und ist nur für ihn da. Ha, ha, ha- wo gibt es das noch?Da ich meiner Arbeit sehr aufging und mich sehr anagierte, passte das meinem Mann auch nicht. Ab 2000 veränderte er sich immer mehr, wurde ausfälliger, mürrisch, ging nicht mehr mit, wenn Veranstaltungen waren. Das Eheleben litt sehr darunter. Er wurde handgreiflich und drohte mir, er würde mich umbringen. Ich schlief drei Monate auf einer Gartenliege, bis ich mir eine Wohnung suchte.
© Gabriele Ecker 2022-05-20