von BlueBrownie
Einfach schreiben, einfach schreiben, schreiben, schreiben, einfach schreiben.
Ich tippe Wörter in die Tasten, aber mein Kopf ist leer. Also eigentlich ist er gar nicht leer, sondern ziemlich voll. Ich tippe Wörter in die Tasten, vom Hirn auf das digitale Papier. Du befindest dich im kleinen Bildschirm neben mir. Den Ton auf „Stumm“ geschaltet. Dein Mund formt Wörter, die ich nicht hören kann. Deine Finger gleiten über die Klaviatur. Ich würde so gerne hören, welche Melodie du spielst und welchen Text du dir dazu ausdenkst. Aber auch du hörst mich nicht. Auch ich habe mich auf „Stumm“ gestellt. Aus Rücksicht, dass wir einander nicht stören. Du hörst nicht, wie meine Finger in die Tastatur auf Buchstaben einhämmern. Du siehst nicht, welche Worte sich auf dem großen Bildschirm vor mir bilden. Du weißt nicht, was ich über dich und unsere gemeinsame Zeit schreibe. Du weißt nicht, wie sehr ich mich schon auf dieses heutige Treffen gefreut habe und wie sehr ich es genieße, einfach neben dir zu sein – wenn auch nur virtuell. Du sitzt in deinem Zimmer und ich in meinem. Wie viele Bezirke wir wohl gerade auseinander sind? Wie viele Minuten wir wohl gebraucht hätten, um uns an einem analogen Ort zu treffen? Hätte das heute überhaupt in unsere vollen Kalender gepasst? Aber so war es gut, dass wir uns für den digitalen Raum entschieden haben. So sind wir unabhängig von so vielen Dingen.
Nur dennoch schade, dass ich dich nicht hören kann. Aber du dachtest wohl, dass du mich mit deinem Gesang und Klavierspiel beim Schreiben stören würdest. Dabei höre ich dir so gerne zu, wie du singst und spielst. Da kommt mir wieder in den Kopf, dass wir unseren ersten Aufritt gemeinsam hatten – mit so vielen anderen lieben Menschen. Schon damals fand ich dich sehr cool, mutig und authentisch. Und das bist du nach wie vor, und so vieles mehr. Du machst einfach das, worauf du Lust hast. Wurscht, ob das jetzt Poetry, Rap oder Beatboxen ist. Ich würde hier so gern mein liebstes Lied von dir zitieren, aber ich fürchte, dass ich den Text falsch niederschreiben würde und dann wäre das nicht so, wie ich mir das vorgestellt hätte. Vielleicht reiche ich das noch nach, mal schauen.
Schon irgendwie schade, dass wir heute nur zu zweit Zeit gefunden haben. Aber auch eben schön, dass wir heute zu zweit Zeit gefunden haben und gemeinsam nebeneinander schreiben bzw. musizieren.
Denkst du auch manchmal daran, wie lange wir uns jetzt eigentlich schon kennen? Wie wir einander schon so oft auf der Bühne gesehen und gehört haben? Welch unterschiedliche Wege wir beide seitdem bestritten haben? Wie erfolgreich du mittlerweile geworden bist? Und wie unglaublich stolz ich auf dich bin, wie weit du schon gekommen bist? Manchmal wünschte ich, ich würde auch so gut beim Publikum und in der Szene ankommen, wie du es tust. Aber dann freue ich mich, dass das zumindest bei dir der Fall ist und ich an deiner Seite sein kann. Und, dass wir die letzten Jahre miteinander gewachsen sind. Schau, wie hoch du schon bist! Warte nicht auf mich, ich gieße deine Wurzeln.
© BlueBrownie 2025-04-18