Einkaufen in Ceuta

Jökull

von Jökull

Story

Nach dem freien Wochenende wird unser Schiff in Cagliari mit einem speziellen Sand beladen. Bestimmungshafen Stavanger in Norwegen. Am späten Nachmittag verlassen wir den Hafen in Richtung Westen.

Die unteren Kabinen befinden sich knapp über dem Wasserspiegel. Statt großer Fenster gibt es hier nur runde Bullaugen etwa einen Meter über dem Wasser. Während das Schiff in Fahrt ist, sind die Bullaugen stets geschlossen zu halten. Mit zwei Schraubknebeln wird der Messingrahmen fest auf eine Gummidichtung gedrückt. Trotzdem tropft es bei starkem Seegang manchmal hindurch. Legt sich das Schiff beim Rollen zur Seite, stehen die Bullaugen häufig komplett unter Wasser. Dann sollte ein Lappen untergelegt und gelegentlich ausgewrungen werden.

Als wir südlich des Golfs den Kurs ändern, gerät das Schiff ins Rollen. Auf dem Korridor kommt mir der Ägypter fluchend entgegen und führt mich zu seiner Kabine. Er ist anscheinend unsanft aus dem Gebet gerissen worden. Beim Auslaufen hat er vergessen, das Bullauge zu schließen. Direkt davor hat er seinen Gebetsteppich ausgebreitet. Plötzlich schwappt eine Welle in die Kabine und auf den Rücken des Ägypters. Damit ist das Gebet erstmal beendet. Nun muss erstmal der Teppichboden getrocknet werden.

Bis zur Straße von Gibraltar stehen zwei Reisetage bevor. Dort steuern wir überraschend den Hafen von Ceuta auf der afrikanischen Seite an. Ceuta ist eine spanische Enklave umgeben von marokkanischem Territorium. Der Hafen wird gern zum Bunkern angesteuert. Neben Dieselkraftstoff benötigen wir wieder Proviant. Dank meiner Inventur haben sich einige Ersatzteile auf der Beschaffungsliste angesammelt. Im Hafen überreicht der Schiffshändler dem Kapitän eine Bestellliste mit Angeboten. Darauf wird auch weißer Rum zum Sonderpreis aufgeführt. Cucky meint, es wäre gut, wenn der Kapitän davon zwei Kisten bestellen würde. Also wird an der entsprechenden Stelle eine „2“ eingetragen.

Eilig haben fliegende Händler neben dem Schiff ihre Tische aufgebaut. Neben viel Elektronikkram und Schnickschnack werden auch Markenuhren angeboten. Nach einigem Zögern entschließe ich mich zum Kauf einer solchen. Meine Wahl fällt auf eine Seiko-Automatikuhr mit blauem Zifferblatt für 140 Mark.

Inzwischen sind die Leute der Bunkerstation zur Übergabe des Dieselöls bereit. Sie haben ihre Schläuche auf die Einfüllstutzen gedreht. Der Chief und ich sind ständig am Peilen. Der Mann von der Bunkerstation muss die Pumpe rechtzeitig stoppen, damit nichts überschwappt.

Der Koch und die beiden Decksleute übernehmen währenddessen die Lebensmittel. Diese landen entweder im Kühl- oder im Proviantraum. Sie werden in die Regale sortiert, sobald wir abgelegt haben. An Bier übernehmen wir diesmal eine spanische Sorte. Unsere Bestände an Holsten und Radeberger gehen dem Ende zu. Alkoholika und zollfreie Zigaretten werden gleich an den Kapitän übergeben. Der verschließt diese im Zollstore.

© Jökull 2021-03-28

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