von Frajo Goebel
Nun ist es tatsächlich passiert, ich habe meine Honda VT 600 Shadow eine alte Lady und wohl mein letztes Motorrad verkauft.
Die erste große Motorrad-Erfahrung machte ich 1963 mit einer Rabeneik auf einer Reise nach Paris. Viel später 1978, animierte mich Gudrun meine Frau, in dankbarer Weise ein richtiger Biker zu werden und bereicherte mein Leben. Kurzentschlossen kauften wir eine gebrauchte 500 T Zwei Takt Suzuki, Helm und Leder-Klamotten. Einer ersten, gemeinsamen Tour in die Eifel folgte über Jahre Reisen, in Deutschland, nach Dänemark, Schweiz und Italien. Von der Toskana ging es nach Rovinj auf Istrien. Einmalig war nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die Reise zu Gudruns Geburtsort Naugard in Pommern/Polen, mit meiner Kawa 1000 GTR. Die in Stettin zu Massenaufläufen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen führte. Wegen eines Rückenleidens konnte Gudrun später nicht mehr mitfahren. Mit einer Unterbrechung ging es dann 2000 mit neuer Ausrichtung weiter mit einer Suzuki 1300 Bandit. Als „Rocker unter den Dezernenten“ gründete ich den Düsseldorfer-Biker-Club, ca. 20 Bikerinnen und Biker waren dabei. In vielen Wochen- und Wochenendtouren rollten wir durch Deutschland, Österreich, Südtirol, Toskana, Riviera, Belgien und Frankreich, inzwischen mit BMW unterwegs, erst eine R 1150 R, dann eine F 800 R und eine1200 c. Leider waren Unfälle nicht zu vermeiden. Auch mich/uns hat es mehrfach getroffen, zweimal mit Gudrun leicht verletzt, zweimal allein mit Blessuren. Bei einem Unfall in Luxemburg schrotete ich den BMW Cruiser. Unfälle passieren, trüben einem Biker nicht den Fahrgenuss, den Duft der Landschaft, das Schwingen in den Kurven. Ich verdanke dem Biken viele wunderbare Eindrücke und Gefühle, unvergessliche Entdeckungen, Abenteuer, Begegnungen.
Jetzt war es Zeit, dem Biken adieu zu sagen. Ich habe die Shadow aufpoliert und nach mehreren Versuchen endlich einen Käufer gefunden, immer dabei Betrugsversuche. Nach so langer Zeit als Biker ist das ein großer Einschnitt, der ans Herz und an die Seele geht. Es ist nicht nur das Fahren, das war weniger geworden, sondern der leere Platz in der Garage. Die Maschine kaufte eine ukrainische Familie, die Motorräder zu Custumbikes umbaut und vertreibt.
Ich wünsche der Familie eine gute Hand beim Umbau und allen zukünftigen Bikern Hals- und Beinbruch. Ich bleibe dabei, zumindest in Gedanken, „einmal Biker, immer Biker!“
Helm, Handschuhe und Brille erhalten einen Ehrenplatz.
© Frajo Goebel 2022-09-04