Ekel und Eifersucht (Hesekiel 8)

Persis Jalilzadeh

von Persis Jalilzadeh

Story
Hier und irgendwo

Sie liebt ihn, aber ekelt sie auch an. Er lĂ€sst sich gehen und sie lĂ€sst er auch gehen. Sie geht ihm aus dem Weg. Manchmal denkt sie und will es nicht denken, dass es nicht so schlimm wĂ€re, wenn er geht. Eigentlich wĂ€re es schön zurĂŒckzukönnen, zurĂŒck zu dem wie es inmal war. Sie weiß nicht, wie es angefangen hat, versucht den Anfang zu finden und bleibt irgendwo stehen. Seine Augen hĂ€ngen an den Bildschirmen, seine Lust am Konsum. Seine Ziele hĂ€ngen kopfĂŒber von der Decke und verstauben. Das alles ekelt sie an. G: Alles ekelig? P: Ach, wenn du wĂŒsstest. G: Ich weiß. Sie weiß, dass er sie anschaut, aber sie schaut ihn nicht an. P: Ich denke, ich bin eifersĂŒchtig. Phoebe wundert sich ĂŒber sich selbst. EifersĂŒchtig? G: Oh, das kenne ich! Und er redet. Phoebe ist so mĂŒde, sie hört nur halb zu. Den Anfang hat sie verpasst. G: In meinem Haus! Vor dem Haus, im Vorhof und erst drinnen. Mit jedem Schritt wurde es schlimmer. Es war schrecklich, alles beschmiert. Das, was uns gehörte, Teil unserer Beziehung war, zwischen mir und ihnen, das haben sie schamlos mit anderen gemacht. Ich war angeekelt, eifersĂŒchtig, zornig. P: Und dann? G: Was meinst du? P: Bist du noch eifersĂŒchtig? G: Was denkst du? Eifersucht. Woher kommt bitte diese Eifersucht? Und Ekel? Durch Eifersucht? Oder Eifersucht durch Ekel. Ekel wegen des aktuellen Zustands und Eifersucht durch klare Vorstellung von dem guten Zustand. Und wenn der aktuelle Zustand so ist, ekelig ist, und wenn man das akzeptiert, dann entsteht vielleicht keine Eifersucht oder verbreitet sich zumindest nicht. P: Der Ekel hat nachgelassen oder wurde akzeptiert. G: Der Ekel? P: Ja, ĂŒber die Situation. Und dann hat die Eifersucht auch nachgelassen. Oder vielleicht sich umgewandelt. Phoebe ist etwas unsicher, vielleicht macht es doch nicht viel Sinn, was sie da versucht zu erklĂ€ren. Sie reibt sich ĂŒber die Augen, sie ist todmĂŒde und will eigentlich gar nicht denken. Sie ist viel zu erschöpft fĂŒr große Gedanken, fĂŒr große Themen. P: Ich bin mĂŒde. G: Ja, reden wir einander Mal weiter. Er lĂ€chelt und streicht ihr kurz ĂŒber das Haar. Phoebe nickt. Aber vielleicht sieht er es nicht. Phoebe hĂ€ngt wieder unbequem mit dem Oberkörper auf der Schreibtischplatte. Sie bleibt stumm, Worte hervorbringen scheint wieder unmöglich und er ist weg, sie braucht nichts mehr zu sagen. Sie hĂ€tte nie gedacht, sie wĂŒrde ein GesprĂ€ch mit ihm vertagen wollen. Ihre GesprĂ€che sind nie lang, kommen sowieso immer schnell zu einem Ende, aber sie ist so mĂŒde, richtig zermĂŒrbt. Die GesprĂ€che mit ihm lassen sie immer leichter zurĂŒck, normalerweise. Jetzt ist sie hier genauso schwer wie eben noch, oder nicht? Vielleicht ist sie nur zu mĂŒde, um VerĂ€nderung wahrzunehmen. Sie steckt auch immer noch im Schlamm. Phoebe merkt auf, stĂŒtzt sich auf die HĂ€nde. Doch, da ist eine VerĂ€nderung. Sie steckt im Schlamm, sie steckt im Schlamm und kann das sagen ohne Ekel, ohne Eifersucht. Sie steckt im Schlamm. Phoebe lacht, ohne Laute, dafĂŒr ist sie zu mĂŒde.


© Persis Jalilzadeh 2023-06-10

Genres
Romane & ErzÀhlungen, SpiritualitÀt
Stimmung
Emotional, Inspiring
Hashtags