von Micaela Hemesath
Wake up call um 5 Uhr morgens. Pick up um 6 Uhr. Take off um 7 Uhr. Das Ganze fünf Tage in der Woche mit der Boeing 737, (von mir umbenannt in das „Luftschwein“). Es war die verhasste „Bäcker Tour“. Wenn die Fliegerei nur daraus bestanden hätte, wäre ich sicher bald geflüchtet. Genauso gut kann ich dann einen mir ebenso verhassten, nine to five Job, annehmen. All das lässt sich nicht vereinbaren mit meinem abenteuerlustigen, spontanen Temperament.
Oft musste ich während der Begrüßungs Ansage, die Cockpit Tür aufreißen und fragen: „Nach MUC, oder nach HAM?“ Uns als Crew war es herzlich egal wohin! Das Luftschwein hob die Nase steil hoch, alle wurden in die Sitze gepresst, ruck zuck ein Service, damit die Passagiere nicht verdursten, zack, Nase runter, die Wadeln angespannt beim ausbalancieren zwischen den Sitzen, bumm, bumm, gelandet, dabei stark in die Bremsen getreten. „Auf Wiedersehen!“ 40 Minuten später: „Guten Tag!“
Der letzte Flugabschnitt an Tag zwei, ging nach Brüssel. Ein langweiliger Overnight, auch die Stadt fand ich nicht allzu interessant. Die Pralinen dort waren ein Highlight und wurden gerne gekauft von uns. Manneken Pis angeschaut, das war´s! Doch was war jetzt los? Der Flieger sackt ab, die Anschnallzeichen gehen an, meine schnelle Ansage:“ Bitte Anschnallen“! Kurze Rücksprache mit dem Kapitän. Leider müssen wir in eine Warteschleife und das in der Höhe einer Gewitterfront. Es wackelt heftig, die Crew sitzt ebenfalls angeschnallt auf ihren Plätzen. Gewitter Fronten können sehr gefährlich sein! Also durchatmen und hoffen, dass wir bald die Lande Erlaubnis bekommen! Der Magen geht hoch, dann wird das Blut in die Füße gepumpt, gar nicht angenehm! Von meinem Sitz, gegen die Flugrichtung, sehe ich die Passagiere, wie sie sich an die Armlehnen krallen.
DANN DONNERT EINE ELEFANTENHERDE an die Bordwand, reißt ein Loch auf und fliegt wie ein gleißendes Licht durch die Kabine, bohrt ein Loch in die gegenüberliegende Wand und der Spuk beschert uns einen Druckverlust mit darauffolgender sofortiger NOTLANDUNG.
Die Menschen an Bord schreien in Panik, durch den unsanften Aufprall bei der Landung ist alles durcheinander geflogen, mehr Aufruhr geht nicht! Wir werden auf einen abseits gelegenen Taxyway geleitet und von der Feuerwehr und den Rettungswagen empfangen.
Meine Kollegen und ich versuchen so gut es geht, beruhigend auf alle einzuwirken und zu den Ausgängen zu leiten, wo schnell Not- Treppen bereitgestellt wurden. Das Bodenpersonal leitete die verstörte Menschen Schar zum Terminal. Vollkommen ungläubig schauen wir uns alle, sowohl die Crew, als auch das Bodenpersonal, die Mechaniker, die Feuerwehrleute, die beiden mehr als faustgroßen Löcher in der Bordwand an. Haben wir nicht gelernt, ein Flugzeug ist ein Faradayscher Käfig?
Es war das seltene Phänomen eines KUGELBLITZES!
In den gesamten Aufzeichnungen der zivilen Luftfahrt, gibt es bis heute nur 38 derartige Vorkommnisse!
© Micaela Hemesath 2020-06-26