von Melissa Kiefl
Eskar und ich verschränkten unsere Hände miteinander, nachdem er eine schneeweiße Kerze auf dem Altar entzündet hatte. Meine Hände waren kalt und schwitzig und ich spürte, dass auch er zitterte, als er das Gebet sprach.
Kalana, höre uns an.
Kalana, erfülle unser Flehen.
Kalana, schenke uns deine Macht und besiegele den Verband.
Wir wollen gehen Hand in Hand,
wollen sterben Hand in Hand,
wollen uns lieben bis zu der Erde Rand.
Kalana, schenke uns deine Macht und besiegele den Verband.
Kaum waren die Worte gesprochen, erfüllte ein schwacher Schein den Tempelsaal. Ich krallte mich an Eskars Hand fest, als meine Macht mit voller Wucht durch meinen Körper schoss. Die Intensität ließ mich beben, und ich musste einen Schrei unterdrücken, als ich Eskars Macht spürte, die sich ebenfalls in meinen Adern auszubreiten begann. Mein ganzer Körper spannte sich an und der Schmerz, der sich ausbreitete, ließ mich auf die Knie sinken. Eskar kniete neben mir, auch sein Gesicht verzerrt vor Schmerz. Diese Macht war unglaublich. Sie war so stark, dass es sich anfühlte, als würde sie mich zerreißen. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, in der meine Seele brannte, in der ich spürte, wie auch Eskars Seele brannte. Und als der Schmerz in Wellen verging, krallten wir uns aneinander. Ich spürte Eskars warmen Körper neben mir, der mir Halt und Kraft gab. Sein Atem streifte mein Gesicht, als wir nebeneinander auf dem kalten Steinboden lagen. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Herz lag schwer wie ein Fels in meiner Brust und das Glühen unserer Magie lähmte meinen Körper. Auch Eskar rührte sich nicht. Ich weiß nicht, wie lange wir so dalagen. Selbst als die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster traten, rührten wir uns nicht. Ich fragte mich, ob er gewusst hatte, dass es so schmerzhaft werden würde. Dass es uns alles kosten würde, diese Verbindung zu besiegeln. Ich konnte nicht glauben, dass Kalana unsere Seelen als würdig betrachtete. Aber sie hatte es getan. Und es gab kein Zurück mehr. Als ich Eskar neben mir sah, spürte ich ein ziehen in meinem Herzen. Und obwohl es mich alle Kraft kostete, rückte ich noch näher an ihn heran. Ich ließ zu, dass ich mich in seiner Umarmung verlor, ließ zu, dass sein Duft nach Tannennadeln und Honig meine Sinne vernebelte. Was hatte ich getan? Was hatte Kalana getan? Wie war es möglich, dass ich so fühlte, während ich ihn die ganze Zeit gehasst hatte? Aber es war mir egal. Ich suchte Eskars Blick. Seine Augen entfachten ein Feuer in mir, das mich völlig einnahm. Das Verlangen nach ihm war so überdeutlich, dass meine Gefühle explodierten, als ich meine Lippen auf seine drückte. Es war wie ein Rausch, als ich seine süßen Lippen schmeckte. Der Rausch gab meinem Körper Kraft und auch Eskar schien es so zu gehen. Seine Wangen glühten als er sich über mich beugte und mich wieder und wieder küsste. Unsere Berührungen wurden fordernd, und als er eine Welle der Macht in mich schickte, war es um mich geschehen.
© Melissa Kiefl 2022-08-25