von Manuel Kreil
Jedes Mal, wenn ich durch den Park flaniere und einen Wasservogel erblicke, bin ich heillos überfordert mit mir selbst und mit der Gesamtsituation. Ich bin einfach nicht dafür gemacht, Wasservogelarten auseinander zu halten. Jedes Mal, wenn ich mir absolut sicher bin, das Gegenüber richtig in meinem geistigen Zoologie-Lexikon einordnen zu können, dann werde ich von Mutter Natur eines Besseren belehrt. Wenn ich mir denke: „Oh so ein schöner Schwan“, dann ist es eine Gans. Wenn ich mir denke: „Oh so eine schöne Gans“, dann lacht mich Gaia erneut aus und denkt sich „So ein Otto. Da gestaltet man schon die Fauna so divers und dann peilt so einer es immer noch nicht. Verstehst du? Könnt ihr es euch nicht vorstellen? Dann lasst es doch sein?! SO blöd kann keiner sein!“ In meinem Kopf hört sich Mutter Natur an wie Klaus Kinski und das ist schön.
Jetzt werden viele von euch denken, dass jede Wasservogelgattung ihre eigenen unverkennbaren Merkmale hat. Das ist prinzipiell zwar richtig, dennoch bin ich mit meiner Überforderung überfordert, sodass ich nicht selten einfach weglaufe.
Mittlerweile trage ich in meiner Brieftasche Bilder dieser drei Spezien, doch ich habe sie bis heute nicht beschriftet, was das ganze nicht unbedingt einfacher macht. Das liegt nicht an meiner grenzenlosen Faulheit und Prokrastinationsgabe, sondern vielmehr an dem Fakt, dass ich nicht mehr weiß, welche welche ist. Hätte sich die Natur nicht etwas einfallen lassen können, wie zum Beispiel Namenskärtchen und „Hello my Name is…“-Sticker. Mein absoluter Favorit wäre allerdings einen Chip, wie bei singenden Geburtstagskarten. Immer wenn die Federviecher mit ihren Flügeln schlagen, ertönen Klassiker wie: „Fünf kleine Entlein“ oder „Hurra die Gans.“ Selbst dann wäre ich zwar nicht hundertprozentig sicher, aber ich hätte wenigstens keine Angst mehr.
Nachdem ich mir das Ganse von der Seele geredet habe, geht es mir am Ente wieder einigermaßen gut. Nun gehe ich wieder im Park schwanieren und denke mir, dass ich ein ziemlicher Esel bin.
© Manuel Kreil 2024-03-07