von Erich Huber
In der Nähe des Matzleinsdorfer Platzes quasi im Schatten des Hochhauses liegt die kleine Grünwaldgasse und dort ist ein Jugendzentrum.Was gab es dort nicht alles? Workshops, Disco-Partys oderTheateraufführungen. Das Jugendzentrum beherbergte auch einen Tischtennis-Club und da setzt meine Geschichte ein.
Ich war damals in der Handelsschule. Einer meiner Mitschüler war leidenschaftlicher Tischtennisspieler, dem es aber an GegnerInnen mangelte. So mache er es sich zur Aufgabe, diversen Leuten Tischtennis schmackhaft zu machen. Es gab wohl Tischtennis-Center in Wien, doch die kosteten etwas und man bekam selten freie Tische. Ich bewarb das Jugendzentrum. Es war öffentlich gut erreichbar, hatte zwei Tische, war nicht überlaufen und gratis noch dazu.
Für mich war es erst das zweite Mal, dass ich Tischtennis spielte. Uns wurde gestattet, einen Tisch zu nutzen, allerdings zeitlich beschränkt, da der Verein das entscheidende Duell der laufenden Meisterschaft hätte. Also spielten wir nur kurz, bis zwei Vereinsspieler eintrafen. Einen kannte ich sogar persönlich. Die beiden wirkten nervös. Einer bat die Hausleiterin dauernd um Nutzung ihres Bürotelefons. Wir wollten uns gerade unauffällig davonmachen, als wir aufgehalten und gebeten wurden, noch etwas zu bleiben. Der eine beendete sein Telefongespräch, kam auf uns zu, flüsterte kurz mit seinem Kollegen und wollte dann unsere Schülerausweise sehen. Etwas eingeschüchtert gaben wir sie ihm. Mein Bekannter beruhigte uns, während sein Partner gemeinsam mit der Hausleiterin mysteriöse Dinge machte. Kurz darauf kam er wieder, gab unsere Schülerausweise zurück, reichte uns eine Art Diplom, das uns zu Nachwuchsspielern des Vereins machte und erklärte die Situation.
Auf fünf Tischen spielt jeder gegen jeden – Verlierer scheidet aus. Wenn aber Tische aufgrund fehlender Spieler leerbleiben, werden diese Partien jeweils 0:3 strafverifiziert. Mehrere Krankheitsfälle im Verein verursachten drei unbesetzte Tische und sie würden chancenlos besiegt . Wenn wir allerdings mitspielen und verlieren, stünde es statt 0:9 nur 0:7 und das glaubten sie zu gewinnen, da auch Satz-Stände gerechnet werden. Die Entscheidung begann. Ich entschied mich für einen Auftritt zwischen Westernheld und Pokerface. Mein Gegner ahnte nicht, dass ich nicht einmal wusste, wie man den Tischtennisschläger korrekt hält. Mein Plan ging auf. Der Gegner überlegte, was wohl meine Spieltaktik wäre und machte dadurch verhängnisvolle Eigenfehler. Natürlich verlor ich trotzdem beide Sätze, doch den ersten mit 10:21. Nicht schlecht fürs zweite Mal. Der Verein wurde Meister.
Ich wohne schon viele Jahre nicht mehr in Margareten und ich weiß nicht, ob es dort noch einen Tischtennisverein gibt.
Eines weiß ich allerdings. In der Nähe des Matzleinsdorfer Platzes quasi im Schatten des Hochhauses liegt die kleine Grünwaldgasse und dort gibt es ein Jugendzentrum, dass viele tolle Sachen macht.
© Erich Huber 2020-06-21