Enttäuschung ist das Ende der Täuschung

Das Gemüsebeet bekommt in den Wochen nach seiner Entstehung mehr Aufmerksamkeit als Mann und Kind. Schließlich soll das erste Experiment in Sachen „selber gezogenes Gemüse“ ein voller Erfolg werden. Täglich wird bemuttert, gezupft, gegossen oder beschattet. Alles entwickelt sich vorbildlich, wächst und gedeiht.

Lustigerweise sehen die Keimlinge, die sich aus den selber gesetzten Samen entwickeln, alle gleich aus. Anfänglich mache ich mir darüber keine Gedanken. Doch irgendwann verwundert es mich schon, dass eine kleine Möhre genauso aussieht wie ein kleiner Kürbis. Der Mann, ausgestattet mit einer passenden App, macht kurzerhand ein Foto und schafft dank des Expertenwissens Klarheit im Beet.

Mich haut es schier aus den dreckig verklumpten Gummistiefeln! Die App verkündet: Ringelblumen. Überall im Beet wachsen Ringelblumen! Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe doch Gemüse und Kräuter gepflanzt und keine Blumen. Eine Mischung aus Verwirrung, Wut und einer nahenden Ohnmacht macht sich in mir breit. Verbitterung vom Feinsten, was für einen Projektor keine schöne Erfahrung ist (Insiderwissen für alle, die „Human Design“ kennen). Ich gehe ins Haus und weine ein bisschen. Das muss verarbeitet werden.

Die ganze Liebe, Vorfreude und all die Erwartungen, die ich in meine kleinen grünen Freunde gesteckt habe, und jetzt das. Klar, aus Ringelblumen kann man auch tolle Sachen machen, Creme oder Tee zum Beispiel. Aber das hilft alles nichts gegen den Frust, den ich gegen dieses Beet und die schon vorher dort ansässigen Ringelblumen hege.

Nach der großen Motivation und Vorfreude der letzten Monate stellt sich nun zum ersten Mal eine Art Resignation ein. Was soll das eigentlich alles mit diesem riesigen Garten? So eine große Fläche aus Bäumen, Büschen und Pflanzen. Und gefühlt macht hier jeder, was er oder sie will, wächst da lang oder dorthin oder gar nicht. Was denkt sich dieser Garten eigentlich? Wird das noch was mit uns beiden oder ist der Ofen aus, bevor er überhaupt richtig an war?

Wie im Leben da draußen hast du auch im Garten nicht alles unter Kontrolle. Bestimmte Dinge kommen anders als gedacht oder erwartet und entwickeln ein Eigenleben. Da wird man nicht um Erlaubnis gefragt und schon gar nicht um seine Meinung. Da habe ich nun den Salat bzw. die Ringelblume und darf schauen, was ich daraus mache.