Entzug

KatleenKnigth

von KatleenKnigth

Story

November 2019

Mitten in der Theaterwoche ging es mir aus !!!

Ausgerechnet jetzt, wo doch so viel anstand. Mal ganz abgesehen vom Zeitdruck, das Kostümchaos, hier ist etwas zu eng, dort ist etwas zu groß und dann auch noch diese Darstellerallüren. Die eine braucht vor dem Auftritt ihre Ruhe, der andere nutzt jede Gelegenheit um den Nikotinspiegel aufrecht zu erhalten. Die Hälfte der Kinder muss immer wieder eingefangen werden. Viel Geduld und Einfühlungsvermögen waren angesagt um allen Charakteren gerecht zu werden. Meinen richtigen Platz in der Truppe zu finden gestaltete sich schwieriger als gedacht. Hinzu kam noch, das es mit dem Chef der Truppe schwierig war. Irgendwie wurden wir nicht so recht warm miteinander und für seine cholerischen Anfälle konnte ich so gar kein Verständnis aufbringen. Außerdem fehlte ihm das richtige Händchen für die Kinder, was mir so gar nicht gefallen wollte. Nicht anzuecken, keinen zu vergraulen oder zu verärgern. Mich auf so viel Neues einzustellen kostet viel meiner Kraft.

Ihr zu liebe tue ich das und versuche mich einzufügen. Sie ist so glücklich darüber hier zu sein und es hat Ihr schon soviel an Selbstvertrauen eingebracht, das schon einiges mehr passieren müsste damit wir das hier aufgeben.

Tag für Tag musste ich feststellen wie ich danach suchte. Wie meine Hand immer und immer wieder in meiner Hosentasche kramte. Da wo es immer war. Dann der Gedanke: „Vielleicht in meiner Jackentasche“. Meist unbewusst, um gleich darauf festzustellen das es mir ausgegangen war. Nicht mehr zur Verfügung stand. Erschrocken war ich darüber wie oft ich dies tat. Welch Gewohnheit oder welch Ritual ich inne hatte. Ein fader Beigeschmack machte sich breit und meine Nervosität nahm anfangs stetig zu. Es fehlten nur noch Schweißausbrüche und Zitteranfälle, Kreislaufprobleme und Erbrechen. Doch diese Symptome bleiben zum Glück aus.

Meine Gedanken kreisten darum wie ich schnell an ein Neues kommen könnte. Doch ich kam hier nicht weg, war eingebunden und verpflichtet. Alle Versuche das Problem rasch zwischendurch zu regeln scheiterten kläglich. Das würde wohl mehr Zeit und Planung in Anspruch nehmen als gedacht. Ungeduld machte sich in mir breit. Die Wut darüber „warum ich, warum jetzt“ sie stieg in mir hoch, doch um so länger es dauerte um so leichter wurde es. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Irgendwie erholsam, ohne „ES“ unterwegs zu sein.

Mich nicht allem und jedem gegenüber verpflichtete zu fühlen. Nicht jeder Zeit und überall zur Verfügung zu stehen. Das war eine Pause!

Erst wenn etwas fehlt, nicht zur Verfügung steht, besteht die Möglichkeit zu bemerken ob man „ES“ zum Leben braucht. Nach etwa zwei Wochen hatte ich das Gefühl das mir nichts mehr fehlte.

Kalter Entzug, geschafft!

Trotzdem freute ich mich nach einiger Zeit über ein vorweihnachtliches Geschenk von mir an mich.

Mein neues HANDY!

© KatleenKnigth 2020-07-25

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