Das kleine Gespenst 2

Sabine Steinhoff

von Sabine Steinhoff

Story

Ich ging auf einen der Eingänge zu und betrat die Eingangshalle. Ein paar Fledermäuse flatterten erschrocken auf. Ich legte Flor ab und betrat die große Treppe, die im Bogen zu den oberen Wohnräumen führte. Ich fühlte mich wie eine Königin, die zu ihren Gemächern hochschritt. Oben angekommen schaute ich durch ein gigantisches Panoramafenster auf den Zauberwald hinab. So schön die Aussicht. Die Sonne ging gerade glutrot unter. Danach fand ich ein königliches Badezimmer, daneben ein Schlafzimmer mit Himmelbett. Hier würde ich nächtigen. Ich ließ mir erst einmal ein warmes Bad ein und entspannte. Ich wurde auf einmal sehr Müde. Schnell aß ich eine Kleinigkeit und legte mich dann in das herrlich weiche Bett. Augenblicklich war ich eingeschlafen. Irgendwann wurde ich wach. Es war Nacht und gerade schlug die große Schlossuhr zwölfmal. Es war also Mitternacht, Geisterstunde. Wir Hexen mögen diese Zeit sehr gerne. Ich lag entspannt da und genoss die schaurig schöne Atmosphäre. Da hörte ich auf einmal ein lautes

„BUHU! BUHUUUHHUUU!“, durch das Schloss heulen.

Es hörte sich ganz fürchterlich traurig an. Neugierig stand ich auf, nahm meine alte Lampe aus dem Koffer und folgte dem Geheul. Es kam von unten, aus dem Rittersaal. Als ich ihn betrat, sah ich ein weißes Leuchten. Da saß doch tatsächlich ein Gespenst auf einem der großen wuchtigen Ritterstühle. Noch nie war ich einem Gespenst begegnet.

„Hallo kleines Gespenst. Ich bin Erdmute Smaragdgrün, die Hexe und mache hier bei Dir Urlaub.“, sagte ich freundlich.

„Buhuuu, Buhuuu.“, machte da das Gespenst. „Ich bin Baldur. Und ich habe meinen Gespensterschlüsselbund vertrödelt. Nun kann ich nicht nach draußen. Und außerdem hast du nicht mal Angst vor mir. BUHUUU!“

Ich erklärte dem kleinen Unglücksraben, dass Hexen sich gar nicht vor Gespenstern gruseln. Das beruhigte schon einmal etwas. Dann versprach ich, ihm bei der Suche nach seinem Schlüsselbund zu helfen, denn Gespenster können nur damit durch Wände und Türen geistern. Das kleine Gespenst war schon viele, viele Nächte nicht mehr draußen gewesen, weil er eines Nachts verschwunden war. Ich überlegte kurz und dann sprach ich:

„Simsalabei, ich wünsche den Gespensterschlüsselbund herbei!“

Einen kurzen Moment geschah nichts, doch dann hörten wir von weither ein Rasseln. Das Geräusch kam aus dem Hof. Darum konnte das kleine Gespenst seinen Schlüsselbund nicht finden, denn er war im Hof und das Gespenst im Schloss. Geschwind holte ich ihn herein und übergab ihn Baldur. Das Gespenst war außer sich vor Freude. Wild rasselte er umher. Dann holte ich Flor und wir flitzen gemeinsam in die Nacht hinaus. Der Mond stand wunderschön über dem Schloss und wir rasten um die vier gigantischen Türme. Es war eine ganz herrliche Nacht und die Geisterstunde verging wie im Flug. Kurz vor 1:00 Uhr flog Baldur den Nordturm hinauf. Er schwebte durch eine Wand und legte sich in seine Truhe. Als die Turmuhr eins schlug, war Baldur selig eingeschlafen.

© Sabine Steinhoff 2021-08-01

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