erinnern.

Lisa Höllebauer

von Lisa Höllebauer

Story

„Mach deine Augen zu“, sag ich. Du schaust mich nur an, weißt nicht so recht. „Schließ die Augen“, diesmal bin ich bestimmter, das hilft.

„Was siehst du?“ flüstere ich in dein Ohr. „Es ist Sommer. Ich sitze in einer Wiese, du neben mir. Die Sonne scheint, es ist fast zu heiß. Schmeckst du das auch?“, fragst du mich und bist über den Geschmack in deinem Mund erstaunt. Spritzer mit einem Schuss Zitrone. Nicht zu viel. Und zwei Eiswürfel. Das? Das ist der Geschmack von frei sein“, antworte ich und muss schmunzeln, als du reflexartig über deine Lippen leckst.

„Musik, wir tanzen“ erzählst du weiter, dein Fuß bewegt sich ganz leicht im Takt. „Hören wir da wirklich Harry Styles?“ „Die Musik ist egal, es ist das Gefühl, das den Rhythmus macht“, flüstere ich. Ich bin vorsichtig, will dich nicht aus dieser Erinnerung reißen. Damals. Ein viel zu warmer Sommertag. Wir haben gelacht und Eis gegessen und waren uns dann nicht mehr sicher, wovon das Bauchweh eigentlich kommt. Wir haben uns gegenseitig Geschichten vorgetragen und dann hast du mich gefragt, wie viel das Glück eigentlich kostet.

Damals hätt ich dir am liebsten einen Preis zwischen 2,50 und 600 Euro genannt. Heute weiß ich: Glück, Glück hat keinen Preis. Meist ist es nur einen Wimpernschlag entfernt. Eine Erinnerung. Wie dieser unendliche Sommertag.

© Lisa Höllebauer 2020-05-25