Erinnerung an den Herbst-2

Eine Insel ragte empor. Spitze, hohe Tannen in der Ferne. Sie prahlten stets, weil sie alle anderen überragten, sie waren Angeber. Dennoch mochte ich sie wie alle Bäume, sie gaben Schatten und jedem ein Zuhause. Sie lebten zusammen und wurden zu einem Wald. Der Wind trug ihre Rufe zu mir hinüber. Sie grüßten und schickten Vögel vor, um mich abzuholen. Eine Schar Dohlen stieg auf und krächzten freudig. Jede ein schwarzer Tupfer am grauen Himmel. Ich schaute zurück, der dicke, senffarbene Wollschal kitzelt meine Nase, er nahm mir die Sicht. Aber Oma bestand darauf, dass ich ihn trug. Die Häuser wurden zu winzigen Miniaturen ihrer selbst. Wenn ich etwas weiter ging, dann würden sie verschwunden sein. Das gefiel mir immer am meisten. Ich bekam dann das Gefühl, ganz alleine zu sein.

Es raschelt im Strauchwerk. Zwischen dunkelblauen Beeren und glänzend roten Hagebutten kochten die Mäuse ihre Suppe. Ob es wirklich so war, konnte ich nicht sagen. Jedoch sagten mir dies die Hecken, obwohl sie einen gerne neckten. Wenn sie keine Geschichten erzählten, stachen sie mit ihren Dornen. Ich beugte mich runter, zum knorrigen Stamm und es war schlagartig still. Aber etwas fiel aus meiner Hose.

Ein Beutel, aus braunen Leinen. Eilig hob ich ihn auf und klopfte behutsam den Schmutz ab. Mit grünem Garn waren Blätter drauf gestickt, mit Rot und hellen Garn, Pilze. Ich löste das Lederband, welches es verschlossen hielt, und ließ den Inhalt in meine Hand regnen. Eicheln, Samen, Federn und getrocknete Blüten kamen zum Vorschein. Aufmerksam betrachtend musste ich lachen. Schnell wurde alles wieder verstaut. Es war ein Zauber, den meine Mutter angefertigt hatte, sie musste ihn mir heimlich in die Tasche gesteckt haben. Es zwickte die Vorfreude und ich begann zu laufen. Immer schneller, ich wollte es dem Wind gleichtun.

Dieser zeigte sich freundlich und trieb von hinten an und stupste meinen Rücken. Vor mir erhob sich der Wald zu seiner wahren Größe. Riesen, die ihre Kronen stolz trugen. Ihre Blätter in warmen Farben gehüllt. Dichtes Haselgestrüpp versperrte mir den Weg, wie die Wächter eines Königreichs. Stramm stand ich davor, zog meinen spitzen, schwarzen Hut und verneigte mich in einer tiefen Verbeugung und wartete, was geschah.

Nichts. Ich umfasste die breite Krempe und drehe sie nervös. Die Spitze hatte einen Knick, er war zu hoch und ich stieß immer wieder an Ästen an. Jetzt raschelte es, doch es waren keine Suppenmäuse. Zweige schoben sich auseinander, wie bei einem Vorhang.