Eine Zeitlang meiner beruflichen Tätigkeit in den späten 60er Jahren in einer Bank habe ich in der Spareinlagen-Abteilung verbracht. Damals wurden über Spareinlagen noch Sparbücher ausgestellt (heute ist das nicht mehr generell der Fall). Auf diese Spareinlagen gab es damals noch Zinsen, die diesen Namen noch verdienten. Der Zinssatz war gesetzlich geregelt und für alle Geldinstitute verbindlich. 3,5% für täglich fällige Einlagen, 4% für Einlagen, die auf 6 Monate gebunden waren und 4,5% für solche mit Bindung auf 12 Monate. Dass man mit seiner Bank über die Höhe des Zinssatzes verhandeln konnte, war ausgeschlossen.
Über die Spareinlagen wurden Konten geführt, die so aussahen, wie ich es in Jahren zuvor in der Schule gelernt hatte. Soll, Haben und Saldo. Diese Einlagen wurden wie erwähnt verzinst. Für diejenigen, die sich an die Berechnung nicht mehr erinnern, hier die Formel: Betrag x Anzahl Tage x Zinssatz in % und dieses geteilt durch 360 Tage (Jahr) x 100 (von wegen Prozent beim Zinssatz). Als „Abkürzung“ bei der Zinsberechnung hat man den Zinssatz draußen gelassen und dies über „Zinsnummern“ erledigt. Diese jeweils zum Jahresende hin berechnet. Für den Saldo auf dem Konto, ebenso für Einzahlungen und Behebungen.
Bebucht wurden diese Konten auf mechanischen Buchungsmaschinen, die allerdings nach der Buchung ein Loch in den Rand des Kontos gestanzt haben, so dass die Buchungsmaschine bei der nächsten Buchung ganz von selbst die nächste freie Zeile auf dem Konto gefunden hat. Â
Die effektive Berechnung der Zinsen und die Zubuchung zum Saldo wurde immer an einem Wochenende im Dezember durchgefĂĽhrt. Aus dem Zinsnummernsaldo wurde unter BerĂĽcksichtigung des Zinssatzes der Zinsbetrag errechnet und gutgeschrieben. Bedeutete: Wochenendeinsatz fĂĽr die ganze Abteilung.
Der Zinsbetrag wurde in der Folge bei der nächsten Gelegenheit im Sparbuch nachgetragen, wenn der/die Kontoinhaber/in mit seinem Sparbuch wieder am Schalter war. Offenbar haben uns das viele aber nicht geglaubt. Am Montag nach diesem Wochenende stand regelmäßig eine lange Schlange mit Sparbüchern in der Hand vor den Schaltern mit dem einheitlichen Wunsch, die Zinsen sofort einzutragen, weil man sie sonst vielleicht nicht bekommen würde. Und was man (schwarz auf weiß) hat, das hat man!
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Bild: Das Bild verdanke ich pixabay.com – das einzige Bild von einem Sparbuch, das ich gefunden habe, auf dem nicht auch noch Euro-Scheine abgebildet waren. Das Bild entspricht natürlich nicht dem Original von anno dazumal.
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© Walter Lepuschitz 2024-11-13