von Erich Stöger
Also um ehrlich zu sein, den Begriff „Fan“ kannten ich und meine Freunde damals noch nicht. Wir verwendeten Wörter wie Anhänger oder Bewunderer. Wir, mit unseren zwölf Jahren waren Anhänger und Bewunderer von vielem. Am eifrigsten die von unserer Schulfußballmannschaft. Wir gewannen nicht viele Spiele, aber stolz waren wir trotzdem. Wenn uns der Turnlehrer in die Mannschaft stellte, wuchsen wir die sprichwörtlichen fünf Zentimeter. Als Vorbild galt die Dorffußballmannschaft. Natürlich war unser Traum, in einigen Jahren in dieser Mannschaft zu spielen.
Ja, und da gabs auch noch die Musik. Und es gab, wenn man so will, drei Gruppen von Musikhörern. Da war zuerst die Elterngeneration. Die hörte Catharina Valente, Freddy Quinn, Gus Backus, Conny Forbes und ähnliches. Auf keinen Fall englischsprachige. Gründe dafür: Die Nachkriegsjahre und keiner konnte damals Englisch sprechen oder verstehen. Dann gab es jene, die bloß um wenige Jahre älter waren als wir. Vor allen die Mädchen. In manchen Familien hatten diese bereits ein kleines Transistorradio oder sogar einen Plattenspieler. Und wir, wir hatten einfach keinen Schimmer von Musik. Wenn besagte Mädchen manchmal Erbarmen mit uns hatten, durften wir ins Zimmer. Wir mussten ruhig dasitzen und den Mund halten. Was wir taten. Allerdings schüttelten wir manchmal den Kopf, wenn sie begannen, zur Musik englischsprachiger Lieder (Schlager sagten sie dazu) wie verrückt herum zu hüpfen. Sie nannten uns einfältig und zurückgeblieben, weil wir die Beatles und die Rolling Stones nicht kannten. Irgendwie komisch, sie konnten ja die Sprache auch nicht verstehen? Aber was solls, wenige Jahre später tanzte ich auch schon zu deren „Schlagern!“
Gerade dabei das Fahrrad fahren zu lernen, ich hatte gerade zu meinem zwölften Geburtstag ein Fahrrad bekommen, stand er plötzlich vor mir. Das heißt auf dem Dorfplatz, so ganz alleine. Es gab noch nicht allzu viele Autos im Dorf. Außerdem hatte er ein ausländisches Nummernschild. Er kam aus Wien. Also von weither. Seine Farbe war Rehbraun und das Kunststoffdach war schwarz. Eine Schönheit wie noch nie zuvor gesehen. Ein Ding aus einer anderen Welt. Nach der dritten Umrundung in langsamen Schritten lasen wir seinen Namen. Ford Capri! Ein wahres Wunderding. Sein kurzes Heck, seine lange „Schnauze“ und seine niedrige Höhe konnten wir nicht lange genug bewundern.
Wir konnten ihn leider nicht beim Fahren miterleben. Der Besitzer wohnte wohl in einem der zwei Gasthäuser, die es am Dorfplatz gab. Am nächsten Tag, Treffpunkt war der Dorfplatz, aber das Wunderding war weg!
Mein Entschluss war sofort gefallen. Altersbedingt musste ich mich natürlich noch einige Zeit mit meinem neuen Fahrrad abgeben. Aber dann! Aber dann, irgendwann, werde ich dieses Wunderauto besitzen! Ich nehme es gleich vorweg, nein, ich habe bis heute keinen Ford Capri gefahren noch besessen. Aber er ist immer noch ein schönes Auto, wenn auch ein „Oldie!“
Und ich sein Fan!
© Erich Stöger 2023-10-03