Erinnerungsfetzen der Kindheit!

Bernhard Brandstätter

von Bernhard Brandstätter

Story

Da gab es zu meiner Einschulung – 1 Volksschule – diese umwerfende Lehrerin. Sie war anders, weltoffen, immer modisch gekleidet. Wobei was wusste ich schon von der Welt, in einem Dorf mit kaum Berührungspunkte anderer Kulturen. Sie wirkte für mich wie aus einem Paralleluniversum. Alleine ihr Parfum ließ mich Dinge spüren, die ich zu den damaligen Zeitpunkt nicht einordnen konnte. Einer Zeitung entsprungen, so wirkte sie auf mich. Wie auf den Titelbildern der Frauenmagazine, die ich beim Einkaufen mit Mutter samt, Schwester erspähen konnte. Ja, verstohlen durfte ich diese Bilder erhaschen, wenn das meine Mutter mitbekommen hätte, eine Tracht Prügel wär der Lohn dafür gewesen. Ihre Stimme klang ruhig, eher leise, selbstsicher. Kein Schrein, wie ich es gewohnt war. Weder Ellbogen noch Gewalt, um Aufmerksamkeit von der ganzen Klasse zu erhalten.

Ja das war es, sie wurde wahrgenommen, Ernst genommen, obwohl sie nicht schrie, wie ein Marktschreier. Genau das war ihr Zauber, den ich bis heute Suche. Sanftmütig der Welt entgegenzutreten. Die leisen Töne üben seitdem eine kaum einziehbare Faszination auf mich aus.

Mutter strahlte eher das Leben einer Fabrikarbeiterin aus. Harte Arbeit, kaum Vergnügen. Für mich als 7-Jährigen war es eine neue Welt, die sich eröffnet hatte. Meine erste Liebe könnte man meinen, wie für viele Erstklässler. Doch bevor ich mich an ihr und ihren Willen zu Leben sattsehen konnte, war sie von einem Tag auf den Nächsten verschwunden. Stattdessen torkelte Herr Chepmann in die Klasse. Ein biederer Mann um die 50zig, der alten Tradition der Züchtigung verpflichtet. Er tyrannisierte uns verängstigte Kinder, jeden Tag mit einer Darbietung der andern Art, bevor uns die Mittagsglocke nach Hause rennen ließ, holte Herr Chepmann seine Geige hervor, um darauf zu zupfen, kein lieblich-süßer Klang, wenn der Bogen die Saiten berührte. Nein ein Krächzen und tölpelhaftes zerren, stehst an der richtigen Tonlage vorbei.

Erst später erfuhr ich das meine Lehrerin ein Kind erwartete und deswegen uns im Stich, – ja so sehe ich das noch immer – gelassen hatte.

Unverständnis ließ mich dies, einen packt, des inneren Widerstands eingehen. Von jetzt an beschloss ich nichts mehr zu lernen, kein Gedanken Fusel des Herrn Chepmann sollten meine Gehirnwindungen verseuchen. Überzeugte kindliche Art, mit der ersten Zurückweisung einer Frau umzugehen. Der Grundstock meines verkorksten Frauenbildnisses. Entweder verschwanden die Ladys um mich, ohne Abschied, wie meine Klassenlehrerin, oder ließen Ihre Dominanz. – Mutter wegen ihres … . Oder meiner Schwester die sich als erstgeborene immer im Nachteil sah und mir die Schuld daran gab.

Meine Verweigerung in der Schule blieb nicht lange verborgen, so schleifte mich Mama in ein Institut, für Gehirnstrom Messungen. Das Ergebnis war kau überraschend für mich: „NORMAL“ das mein Vater mit herabsausender Hand in mein Gesicht unterstrich.

© Bernhard Brandstätter 2020-07-02

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