Erlebnis-Abenteuer Klassenfahrt

Nina Kather

von Nina Kather

Story

Zum Abschluss der Mittelstufe stand eine Klassenfahrt an. Wir Mädels (ich war auf einer reinen Mädchenschule) plus zwei Lehrerinnen, Frau P., unsere Deutschlehrerin und Frau I., Physik und Mathe, brachen auf zur legendären Weinstraße. Dort sollte eine Jugendherberge, eine ehemalige Burg, unser Zuhause für die nächsten fünf Tage werden. Die Fahrt war allein ein reines Abenteuer. Der Busfahrer nahm die schmale Straße und engen Kurven bis hinauf zu einer beträchtlichen Anhöhe, auf der die Burg zwischen Waldgebieten und ausgedehnten Wiesen lag, sehr sportlich. Wir alle wurden erstmal kräftig durchgeschüttelt und waren froh, beim Ankommen wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Er haute die Gänge in dem ältlichen Bus nur so hinein und malträtierte das Getriebe, dass es dröhnte, ächzte und knackte. Mit mindestens 60 km/h jagte er die enge Straße hoch. Dabei war doch keiner hinter ihm her – oder doch …? Er machte auf mich einen ziemlich legeren Eindruck. Sogar unsere Lehrerinnen guckten sich vielsagend an. Frau P. Kleidergröße Zelt, war ziemlich blass um die Nase. Polster obwohl sie durch ihre erheblichen Fett-Polster erheblich geschützt war.

Als wir die Burg betraten und uns die Zimmer im zweiten Stock gezeigt wurden, hatte ich eine leise Ahnung, was mich erwartete. In unserem Türmchen-Zimmer, ausgestattet mit vier Doppelstockbetten, durfte nur das Oberlicht geöffnet werden. Vermutlich aus Sicherheitsgründen. Zu der Zeit grassierte eine starke Erkältungswelle, die auch vor mir nicht Halt machte. Der Reihe nach steckten wir acht Mädels uns an und Viren und Bakterien konnten sich hemmungslos bei uns austoben. Auch eigene Toiletten für die jeweiligen Zimmer gab es nicht. Am nächsten Morgen raffte ich meine Kulturtasche und dachte, mich trifft der Schlag, als ich Blicke in den Frische-Raum warf. Die wenigen Duschen mit bunten, schmuddeligen Plastikvorhängen waren allesamt besetzt. Da das Frühstück drängte, machte ich mich notdürftig an einem der Waschbecken frisch – wie eine Kuh an einem Futtertrog. An der langen Waschbeckenreihe turnten die Mädels halbnackt durcheinander und redeten wild und laut durcheinander. Ich beeilte mich, flog in meine Klamotten und lief zum Frühstück. Das war noch das Beste vom gesamten Essen hier, wenn man davon absieht, dass die Margarine nur eine einzige weiße Fett-Schicht war. Wie Palmin, welches für Fondue oder zum Frittieren gebraucht wird. Und erst das Essen … Durch die Küche meiner Mutter war ich verwöhnt. Bei ihr schmeckte es mir (bis auf minimale Ausnahmen) immer. Zum Mosern hatte ich keinen Grund. Auf der Burg gab es nur Tütensuppen, pampigen Kartoffelbrei, Gemüse in Wasser erhitzt und meist Würstchen, gebratene oder Heißwürstchen. Aufgrund meiner aufkommenden Erkältung hatte ich zum Glück nicht so viel Appetit wie sonst.

Meine Eltern waren ziemlich geschockt, als sie mich beim Abholen sahen. Ich hatte extrem abgenommen und die Jeans schlotterten nur so um meinen Körper. Es dauerte nicht lange, und ich hatte mein (Kampf)Gewicht wieder erreicht. Glücklicherweise hat meine Tochter diese Erfahrung Jahre später nicht machen müssen. Die Jugendherbergen haben sich, wenn man von den zahlreichen Erfahrungen anderer Menschen hört, erheblich positiv gewandelt.

© Nina Kather 2025-04-03

Genres
Romane & Erzählungen
Hashtags