von Martina Verant
Eine Dankesfest – diese Zeit kommt für jeden von uns einmal. Du hast uns an deinen wohlverdienten Äpfeln alle teilhaben lassen. Mich rührte es sehr zu sehen in welcher stolzen Bescheidenheit du deine Splitter – so nanntest du deine Nachkommen – zu deinem 88. Geburtstag bei mir zu Hause feiertest. Der 28.5.2013 war dein letzter Geburtstag, das wussten wir beide. In aufgeregter Eifrigkeit suchte ich für deine Enkelkinder irische Segenswünsche, die du ihnen schön geschrieben überreichtest. Bei Kaffee und Kuchen ging das gut.
Es war gar nicht so einfach die passenden Lebenssprüche für so viele Kindeskinder zu finden. Ich bemühte mich sehr, deiner philosophischen Ader, die erst sehr spät, aber da mit großer Überzeugtheit zutage kam (denn sonst lag dir immer Mama in den Ohren, ich weiß, sie lachte oft diesbezüglich über dich) also ich mühte mich sehr, dir gerecht zu werden. So ein spätes Talent erforderte meinerseits große Achtsamkeit. Und ich spürte die Wichtigkeit, wichtig für deine Lieben sein zu wollen. Wir kamen überein, dass der Spruch: Möge der Morgentau und die Sonne einen glücklichen Menschen treffen, für jeden gelten könnte. Ich fügte noch hinzu: Ja, Dich natürlich auch! Was meinst du damit Martina? Schwierig zu erklären, aber ja du standest am Anfang deiner Karriere. Es war eine besondere Auseinandersetzung mit dir. Ich liebte dies für dich, in deinem Auftrag für deine Splitter zu tun.
Mein Philippe ließ sich deinen Spruch (den vom Joschi-Opa) sogar in Korinthschrift tätowieren. Ganz ehrlich, ich weiß nicht so ganz, ob ich dir dafür dankbar war. Sein erstes Tattoo, das du freundlich quittiertest mit: „Es gibt tatsächlich schlimmere!“ Ganz stolz war er als er dir seinen Arm entgegenstreckte: Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel. Offensichtlich steckte dein philosophisches Talent auch in ihm, das schon viel früher nach seinem Ausdruck verlangte. Der stolze Arm rang auch mir den Kommentar, so eine schöne Schrift, ab. Ich musste wohl oder übel mitspielen.
Ein kühnes Beginnen ist halbes Gelingen, riet der Opa-Zwilling dem Enkelin-Zwilling Lara. Wen er damit genau meinte, hinterfrage ich erst heute, war das „Sich für eine Sache zu entscheiden“, doch auch immer so ein Thema, für beide von euch. Jedoch meintest du eindeutig sie, als du ihr rietest, sich einen Mann zu suchen, der sie lieben und achten würde. Ich glaube, sie hat dir gut zugehört. Danke für dein wertschätzendes Frauenbild, das du ihr damit zeichnetest. Sie hat dich ja nicht mit dem Geschirrtuch in Händen erlebt, die Schuhe putzend, oder den Kinderwagen schiebend. Letzteres wurde mir allerdings auch nur überliefert, aber ich habe es dir geglaubt. So wie ich dir glaubte, dass du den Besitzer des Milchrosseles kanntest und dass 2 Kassabücher zu führen, ehrwürdig sei, eines für das Schwarzgeld – natürlich. Die Bücher müssen stimmen.
Deine stimmten für alle deine Splitter. DANKE. Ich kenne niemanden deiner Nachfahren, der dir in irgendeiner Weise eine böse Absicht unterstellt hätte – Well done Papa, Bruder, Opa, Onkel, Peppi, Sepp, Joscht, Joschi, Josef.
© Martina Verant 2025-02-16