von MonaLena
Die häufigste Todesursache bei Kindern sind Unfälle, zu denen euch das Ertrinken zählt! Der „stille Tod“ ist die zweithäufigste Ursache und wird zurecht so genannt. Kinder ertrinken leise!
Diese grausame Statistik verfolgt mich nicht nur, seit ich selbst Kinder habe, sondern schon seit meiner Berufsausbildung.
Ich war zu einem Praktikum im Intensivbereich der Kinderstation eines Krankenhauses eingeteilt. Dort kam ich mit den Babys in Berührung, die zu früh in diese Welt geboren wurden, und sie waren unglaublich winzig und hilflos. Da gab es Kinder mit schlimmen Verbrennungen, Brüchen und nach komplizierten Operationen. Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der vielen Menschen schnell und effizient geholfen werden kann. Was da alles Möglich ist, erscheint oft wie ein Wunder.
Und dann war da dieser achtjährige Junge, den ich täglich mehrmals besuchte. Er war ertrunken.
Das Unglück ereignete sich zu Hause im eigenen Pool, den er gut kannte und in dem er auch frei und sicher schwimmen konnte. Eines Tages war er beim spielen rückwärts hinein gefallen und hatte sich so sehr erschrocken, dass er vergaß, wie man schwimmt. Er ging still unter, ertrank und musste reanimiert werden. Der Junge hat überlebt, aber zu welchem Preis?
Von diesem Tag an wurde er gewickelt, gefüttert und wie ein Baby behandelt. Er konnte nicht mehr sprechen, laufen oder seine Hände gezielt bewegen. Keiner wusste genau, wie viel er eigentlich noch verstand und wen oder was er tatsächlich erkennen konnte. Zutiefst betroffen und beklommen erlebte ich all jene, die mit ihm arbeiteten.
Ich empfinde großes Mitgefühl für diesen Jungen und sein Schicksal.
Ich denke oft an ihn, wenn ich Eltern sorglos am Wasser erlebe, wenn ich die vielen Pools in den Gärten sehe. Ich denke an ihn, wenn Kinder ohne Schwimmwesten in Booten sitzen, wenn sie nahe an Flüssen spielen oder unbeaufsichtigt an Seen. Ich denke an ihn, wenn ich im Schwimmbad bin und ein unübersichtliches Gewühl an Badenden mich schwitzen lässt. Ich denke an ihn, wenn Eltern ihre Kinder in die Badewanne setzen und „nur mal schnell in die Küche gehen“. Und ich denke an ihn, wenn es um die fürchterlichen Tode der vielen Flüchtlinge geht…
Ich werde nie sein Gesicht vergessen! Oft frage ich mich, was wohl aus dem keinen, verlorenen Jungen geworden ist…
Diese Geschichte zu erzählen ist wichtig, denn sie ist eine Warnung, ein Weckruf und ein kleiner Beitrag um Kinder zu schützen. Alle paar Jahre mache ich eine Auffrischung des „Erste-Hilfe bei Kindern“ Kurses. Ich habe mir angewöhnt ein wenig extra-aufmerksam zu sein, sobald Gewässer in der Nähe sind. Auch wenn es nicht um meine eigenen Kinder geht! Sie sind alle Kinder dieser Erde und wir sind ihre Bewahrer! Wir alle!
Es ist Frühling und der Sommer nicht mehr weit. Vielleicht hast auch du ein Auge übrig, um Kinder zu beschützen…
© MonaLena 2019-04-11