von Angela Buchegger
Neuntes Adventstürchen: „Was hast Du geträumt?“
Ach, diese Träume. Passt allerdings ganz gut für mich, dieser neue Schreibimpuls, an diesem zweiten Adventssonntag. Ich freue mich sogar schon richtig auf das Schreiben. Gleich morgens entzündete ich die zwei Kerzen am Kranz. Sie strahlen hoffnungsfroh in die Welt hinein, die grade nicht so hoffnungsvoll aussieht. Hier, in unserem abgeschiedenen Winkel, bemerkt man von all den Turbulenzen nichts. Man sollte keinesfalls das Radio oder Fernsehgerät anschalten, dann bleibt dieses objektive Gefühl, in einer wundervollen Welt zu leben, lebendig. Noch hängt mir ein Schmunzeln in den Mundwinkeln. Das ist mir ja geblieben vom Adventsausflug des Vortages und mein Traum in der Nacht war nicht nur zum Schmunzeln, der war zum Lachen. Da hatte mein Gehirn wieder alles zusammengewürfelt, dass es von all den Erinnerungen der vergangen Jahre irgendwo in seiner biologischen Festplatte abgespeichert hat. Wenn ich jetzt auf meinem Traum der vergangenen Nacht zurückdenke, könnte ich beinahe meinen: „Das Leben ist ein Hit.“ Ja, ich träume viel in der Nacht und manchmal würde ich am liebsten den ganzen Tag lang nur träumen.
Die Hauptprotagonisten des Traumes der vergangenen Nacht waren: »meine Pilgerfreundin, meine technisch begabte Tochter, ich persönlich und mein alter Rasenmähertraktor.« Und anfangen tut der Traum damit dass meine Pilgerfreundin und ich ratlos vor unseren vollgepackten Rucksäcken stehen, bereit zum Aufbruch vor der eigenen Haustür. Über all die Berge soll uns der Weg hinführen zu unserem Lieblingsort. Hundertzwanzig Kilometer in vier Tagen. »Immer dieser viel zu schwere Rucksack.« Das ist ja das Problem. Da fällt mir mein kleiner Rasentraktor ein. Den könnten wir mitnehmen. Gesagt, getan. Der kleine, grüne Gartenkarren dient als Ladefläche. Passt genau, beide Rucksäcke finden Platz. Ich lenke das kleine Fahrzeug gleich als erste. Meine Pilgerfreundin sitzt vor mir auf der Motorabdeckung. Nah, ja, es wird recht holprig auf diesen steilen Wegen. Als wir die Anhöhe erreichen, braucht unser Wegbegleiter genauso wie wir, erst einmal Treibstoff. Zum Glück hat die Wirtin vom Almgasthof auch für solche Fälle vorgesorgt. Einen Kanister voll packen wir zu den Rucksäcken. Dann geht es weiter. Zum Glück talwärts. Wir genießen die herrliche Landschaft und die vielen Blumen am Rand des Pilgerpfades. Der kleine Traktor ist ein hilfreicher Wegbegleiter. Mit ihm pilgert es sich ganz unbeschwert und er genießt die sanften Almböden, auf denen wir hier unterwegs sind, umgeben von aufgewirbelten Pusteblumen Schirmchen. Ein Bild für Götter, dachte ich mir gerade noch, als unter der Motorabdeckung plötzlich dicke weiße Dampfschwaden hervorquellen. Dann ist das Kühlwasser auch schon verdampft und unser sanfter Brummi braucht unsere letzten Wasserreserven.
Bis zum Talboden geht es sich grade noch aus mit dem Durchhaltevermögen unseres Lastenträgers. Dann ist Schluss. Er gibt keinen Ton mehr von sich. Obwohl meine Tochter, welche soeben mit dem Fahrrad vorbeikommt, sofort ihre professionellen Reparaturversuche startet. Es ist aussichtslos. Wir müssen unsere Rucksäcke schultern. Zum Glück werde ich rechtzeitig munter, bevor es so richtig losgeht. Wieder steil bergwärts.
© Angela Buchegger 2025-02-16