Es geht mich ja nichts an, aber…

PoeSy

von PoeSy

Story

Diese Geschichte liegt schon wieder ein halbes Jahr zurück, als meine Hündin nach der OP ihrer gebrochenen Pfote noch Rekonvaleszent war. Sie durfte ihr Beinchen nicht stark und auch nicht lange belasten. Daher gestalteten sich unsere Spaziergänge nur von kurzer Dauer.

An diesem besonderen Nachmittag starteten wir unsere Runde auf dem Spazierweg gleich neben dem Gailtalradweg. Auf dem Parkplatz vor Beginn des Weges stand ein älterer Herr (also noch älter als ich!) bei seinem Auto und blickte sich fragend um. „Kann man do a mit n Radl foahrn?“, kam er fragend auf mich zu. Ich deutete auf die Hinweistafel „Gailtalradweg, R3” und lieĂź mir meine Gedanken – „Kann der nicht lesen?“ – nicht anmerken. „Sicher! Sie befinden sich direkt am Radweg und können von hier aus sowohl in die eine als auch in die andere Richtung starten!“, kam mir eine freundliche Antwort ĂĽber die Lippen. „Wenn Sie ein Rad haben!“, merkte ich noch humorvoll an und wollte weitergehen. Emmy schnupperte an jedem GrasbĂĽschel, von Gehen war keine Rede. Ă„lterer Herr: „Freilich hob i a Radl. Eh im Auto!“ Ich: „Sehr gut, dann wĂĽnsche ich Ihnen viel SpaĂź!“ Im Weitergehen vernahm ich ein knappes „Danke!“ während ich aus dem Augenwinkel beobachtete, dass der Herr ein Bike aus dem Auto holte und begann, seine Alltagskleidung gegen Radl-Dress zu tauschen!

Emmy war noch langsam unterwegs, trug jedoch keinen Verband mehr, und nur bei genauem Hinsehen war ein leichtes Humpeln zu bemerken. Wir trafen einen Hundefreund mit seinem Menschen, da musste ich Emmy doch einbremsen, denn Laufen und Toben durften leider noch nicht sein. Enttäuscht trabte sie weiter, ich belohnte ihr Bravsein mit einem Leckerli. Nach einer Weile kehrten wir um, für Emmy war´s genug.

Bereits von Weitem erkannte ich den Radfahrer von vorhin, immer noch auf einer Bank sitzend in der „Umkleidungsphase“. „Jetzt hat er sich noch immer nicht umgezogen“, spöttelt es in meinem Kopf, aber es tangierte mich nicht weiter. Es ging mich ja schlieĂźlich nichts an. Als wir wieder zurĂĽck auf dem Parkplatz angekommen waren, unterbrach er sofort seinen Schuhwechsel und schaute in meine Richtung: „Jetzt san ´S schon wie da zruck? Do woarn ´S oba net weit. Nur so kurz, des zohlt sich doch nit aus, und da Hund braucht mehr Auslauf!“, tadelte er mich unfreundlich. Ich schluckte meinen Ă„rger hinunter, dass es ihn absolut nichts anging und ich ihm keine Rechenschaft schuldete, behielt ich fĂĽr mich. Er schlĂĽpfte in seine Sneakers. „Da kennan ´S jo glei daham bleiben! So a kurze Runde!“, rief er mir erneut kopfschĂĽttelnd zu. „Kurz, ganz richtig! Mein Hund ist verletzt und darf nicht so viel gehen!“, platzte es nun doch aus mir heraus. Ich hob Emmy ins Auto und stieg schon ein, als er mir, nun nicht mehr ganz so scharf, antwortete: „Asoo! Des kann i jo nit wissen! „Ja, eben!“, dachte ich mir und startete den Motor! Im RĂĽckspiegel konnte ich noch sehen, dass er endlich fertig war mit Aus- und Anziehen und sich auf sein Bike schwang und davon radelte…

© PoeSy 2023-04-20