Es gibt ein Leben nach der Scheidung

Maria Merimi

von Maria Merimi

Story
Köln, Ibiza

So sehr ich auch bei unserer endgültigen Trennung gelitten habe merkte ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Das Abenteuer, das ich mir so sehr in Südafrika gewünscht hatte mit meinem Mann, fand nun in meinem eigenen Leben in Köln statt. Natürlich war das nicht so einfach. Es dauerte eine ganze Weile bis ich mich zurechtfand. Viel war zu tun, um mir ein neues, eigenes Zuhause zu schaffen. Wirklich positiv war, dass Wolf und ich nicht als Feinde auseinandergegangen waren. Es kristallisierte sich nach und nach heraus, dass wir uns noch eine ganze Menge zu sagen hatten. In unseren gemeinsamen Gesprächen konnten wir feststellen, dass wir uns vermissen und gerne weiter miteinander zu tun haben wollten. Wir schätzten uns als Menschen und auch als Ratgeber in schwierigen Situationen. Jeder hatte es geschafft sich sein eigenes Zuhause einzurichten. Keiner hatte in der ersten Zeit einen neuen Partner. Irgendwie konnten wir unsere Ehe aufarbeiten und stellten fest, dass eine gemeinsame Ehe keine gute Idee war. Am Anfang stand unser gemeinsamer Wunsch, nach Südafrika auszuwandern. Vielmehr ich wollte mit ihm dorthin auswandern, er war nur auf Besuch in Deutschland und wollte dorthin zurückkehren. Wolf hatte inzwischen festgestellt, dass er lieber in Deutschland bleiben wollte, um sein Studium zu beenden. Meinen Jugendtraum, am liebsten auszuwandern, ganz weit weg, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht verwirklichen. Ohne Ehe und mit der Freundschaft zu meinem Ex-Mann, stellte ich fest, dass ich mich in meiner Heimat sehr wohlfühlte. Mein Vater, der eine Zeit lang krank war, blühte wieder auf, als er merkte, dass seine Tochter nicht mehr auswandern wollte. Wir hatten jeder seinen eigenen Freundeskreis, Wolf und ich. Für wichtige Gespräche und in schwierigen Situation trafen wir uns immer gerne. Wir konnten uns aufeinander verlassen. So wurden wir im Laufe der Zeit zu echten Freunden und zu wirklich wichtigen Vertrauten. Wir haben es nie bereut, dass wir uns kennengelernt haben und ein Stück Lebensweg miteinander gegangen sind. Zu dieser Zeit arbeitete ich in einer Kölner Anwaltskanzlei in der Weißenburger Straße. Dort zu arbeiten machte mir sehr viel Freude. Ich lernte Biggi kennen, die einige Jahre jüngere war als ich. Sie kam aus Kürten und lebte noch in ihrem Elternhaus. Immer öfter gingen wir nach der Arbeit ins sogenannte „kwartier latäng“, dem Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße. Bald darauf machte sich Biggi auf Wohnungssuche in Köln. Bis sie eine Wohnung fand, übernachtete sie häufig in meiner Wohnung in der Achterstraße im Severinsviertel. Mein Leben war bunt und aufregend. Ich fuhr meistens mit Freundinnen in Urlaub. Mit Biggi flog ich nach Ibiza und war begeistert von der Leichtigkeit und Buntheit dieser Insel. Auf dem Hippiemarkt in der Altstadt von Ibiza Iieß ich mir mein erstes Ohrloch stechen. Es war nicht ganz legal, aber ich wollte es unbedingt. Mein Ohr wurde mit Whisky betäubt. Dann kam ein Korken hinter das Ohrläppchen und mit einer Stopfnadel wurde das Loch gestochen. Zur Desinfektion wurde die Nadel mit einem Streichholz heiß gemacht. Ich kaufte mir als Ohrring eine bunte Feder mit Perlen und fühlte mich wunderbar und frei. Ich war 25 Jahre alt und lebte endlich die Leichtigkeit, die ich mir immer gewünscht hatte. Ich war in meinem neuen Leben angekommen.

© Maria Merimi 2023-12-06

Genres
Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Hoffnungsvoll, Inspirierend, Unbeschwert
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