Es gibt sie doch, die guten Menschen

Agnes

von Agnes

Story

Spontan buche ich ein Apartment in Prag, für mich und meine über siebzig Jahre alten Eltern. In einer Woche soll es losgehen.

Trotz der enorm hohen Spritpreisen, möchte ich mit dem Auto fahren.

Meine Eltern sind Rentner, ich arbeite aber in Schichten in Vollzeit und am Freitag, direkt nach meiner Frühschicht, fahren wir Richtung Tschechische Republik.

Mein Vater fährt nur noch im Umkreis von 20 Kilometern von seinem Heimatort entfernt, was bedeutet, dass er und meine Mutter nicht viel Neues sehen.

Freitag Nachmittag ist die Autobahn in Richtung Prag sehr vollgestopft und wir kommen müde und kaputt mitten im Zentrum Prags um Mitternacht in der Partymeile der Feiermetropole an.

Das Navi sagt mir, dass ich mitten durch die feiernde und ziemlich betrunkene Menschenmenge fahren soll und dann durch einen schmalen Torbogen durchfahren soll, um zu unserem Apartment zu gelangen.Ich versuche es, aber ein ziemlich wütender tschechischer Mann stellt sich vor mein Auto und signalisiert, dass ich nicht durch den Torbogen komme. Zwei Polizisten, die das feiernde Chaos kontrollieren, schieben den Mann zur Seite und ermöglichen uns die Durchfahrt in den Innenhof.

Sobald wir durchgefahren sind, stürmt der Mann wütend auf tschechisch schreiend auf uns zu und obwohl ich versuche höflich auf englisch zu erklären, dass wir ein Apartment da gebucht gebucht haben, will er davon nichts wissen und schreit uns an, wir sollen verschwinden.

Ich bin müde, erschöpft und mit der Situation überfordert.Ich wollte doch nur meinen Eltern eine Freude machen.. Mein Vater hat vor kurzem Darmkrebs überlebt und verdiente ein paar schöne Tage fern vom Alltag.

Aus dem Hanfshop namens Mr. Weed kommt ein junger Mann asiatischen Aussehens auf mich zu und fragt mich was los ist . Er hat das Schreien des Tschechen gehört. Mit vor Aufregung rot glühendem Gesicht erklärte ich ihm, dass wir müde sind und nur noch ins Apartment möchten und nicht verstehen, warum wir angeschrien werden. Er beruhigt mich und redet auf den Tschechen ein. Dann erklärt er uns, dass wir hier nicht parken dürfen, er aber abgemacht hat, dass wir die Koffer ausladen können und dann das Auto wo anders parken würden. Ich war dankbar und erleichtert, endlich meine Eltern in Sicherheit zu wissen . Der junge Mann half mit den Taschen und redete beruhigend auf mich ein.Nachdem ich meine Eltern im Zimmer untergebracht habe, half mir der Junge, der wie ich erfuhr Tony hiess und dessen Mutter in Berlin lebt, das Auto sicher zu parken.

Ich war sehr dankbar und froh, dass mir Tony zur Hilfe kam. Es gibt sie doch, die guten Menschen, die helfen, ohne dass sie davon profitieren.

Danke Tony!

Die Tage in Prag waren wunderschön und die Tage mit meinen Eltern habe ich sehr genossen!

© Agnes 2022-06-21